…und schon steht das nächste Reiseland unmittelbar vor der Tür! Es ist fast Mitternacht und wir sitzen wir in Basel am Bahnhof und warten auf unseren Anschlussbus nach Lyon, wo wir um 7:20 morgens ankommen werden.

Die letzten 6 Tage haben wir in der Schweiz verbracht und Familie besucht. Die ersten Tage bei Samuels Cousin Christian in Luzern waren sehr entspannt: Waldspaziergänge im neblig-trüben Spätherbst mit Vogelbeobachtung und Macro-Fotosessions, leckeres selbstgekochtes Essen und entspannte Abende mit guten Gesprächen und gemütlichem Film-schauen.

Für unseren Spaziergang durch Luzern haben wir uns den ersten Schneetag des neuen Winters ausgesucht – voll eingepackt in all unsere „Zwiebelschichten“ haben wir es trotzdem ganz gut draußen ausgehalten.

Die anschließenden 3 Tage haben wir bei Samuels Groß-groß-Cousin Robi – dessen Vater mit 14 Jahren am Beginn des 2. Weltkriegs aus Wien alleine in die Schweiz flüchten musste – und seiner lieben Freundin July in Gersau am Vierwaldstättersee verbracht. Auch Luzern liegt an diesem See, d.h. eigentlich mussten wir nur das Ufer wechseln. 😊 Bei sehr feinen Abenden wurden bis spätnachts Familien- und Lebensgeschichten bei typisch-schweizer Raclette-Essen ausgetauscht und wir haben uns schnell wie zuhause gefühlt. Wie schnell das geht, dass die Vertrautheit da ist, ohne dass man sich eigentlich gut kennt!

Das Wetter blieb weiterhin trüb-neblig und kalt und so haben wir uns gefreut, mit Robi (er arbeitet als Masseur) mit zur Arbeit kommen zu dürfen: Ein Top-Wellnesshotel am Rigi Kulm 😊. Was für ein schönes Gefühl nach Tagen unter der Wolkendecke die Sonne zu genießen! Durch die frühwinterliche Landschaft am Berg mit herrlichem Rundumblick in die Weite sind wir vom Rigi Kulm-Gipfel (1.798m) – hier wurde übrigens ein unspektakulärer mannshoher Stein von irgendwo aus China aufgestellt, der nun von haufenweise Chinesen besichtigt wird – teilweise entlang der Zahnradbahn bis zum kleine Bergdorf Rigi-Kaltbad und damit zum Wellnesshotel gewandert. Und was sollen wir euch sagen: Es war ein Traum! Nach der Sauna vom heißen Infinity-Pool auf die vom Sonnenuntergang beleuchteten mit Schnee angezuckerten Bergketten zu schauen und auf die wattebauschige Nebeldecke zu blicken – so viel Luxus zu Beginn des Backpackerlebens haben wir nicht erwartet! 😊

Die Schweiz hat uns gut gefallen – vieles von dem, was wir vorab gehört hatten, haben wir auch so erlebt: Alles ist sehr gepflegt und sauber und gut organisiert und die Schweizer sind hilfsbereit & freundlich (und auf schweizer-deutsch klingt sowieso alles lieb) und ja, es ist wirklich teuer! Für einen mittelgroßen Karfiol zahlt man z.B. umgerechnet 6 EUR oder für eine Tageskarte für Seil- und Zahnradbahn stolze 68 EUR! Positiv ist aber, dass die Schweiz auf Bio, Regionalität und ökologische Nachhaltigkeit setzt: Im Supermarkt findet man viel Obst und Gemüse aus der Schweiz – zum Beispiel alleine 14 verschiedene Apfelsorten! – und von jedem Produkt gibt es immer auch eine Bio-Variante.

Ja, das Gefühl ist gut auf diesen ersten Metern und wir genießen das Freiheitsgefühl und das überschaubare Leben! Und doch merken wir, dass wir uns gerade erst wieder eingewöhnen und einschwingen in das Rucksackleben: die Nächte auf der Couch, das Organisieren von Transportmitteln und Schlafmöglichkeiten und das häufige Ein- und Auspacken der verschiedensten bunten Sackerl, in denen wir unser weniges Hab-und-Gut auf Reisen halbwegs logisch zu organisieren versuchen, ist anstrengend. Wir vermuten ja, dass wir mit dem Alter immer bequemer werden bzw. umgekehrt formuliert, ein bequemes Bett nochmal mehr zu schätzen wissen 😉. Egal, wir freuen uns dass dies nun wieder zu unserem Alltag gehört und das vollkommene Ankommen im Reisealltag ist nur eine Frage der Zeit!

Zum Schluss möchten wir noch einen Text mit euch teilen, der uns in dieser Phase – in der unser Verstand auch alle möglichen Fragen stellt – berührt:

„Ich möchte hinausgehen in die Welt, immer weiter und tiefer und liebevoller atmen. Ich möchte aufgehen in dem was ist, möchte über mich selbst hinaus und in mich hineinwachsen. Ich möchte das eine in allem spüren – das eine, das durch alle unsere Augen sieht, das eine das durch alle unsere Ohren hört, das eine das durch alles fühlt. Ich möchte das Reh als meinen Verwandten erkennen. Ich möchte dort beginnen wo andere aufhören. Ich möchte meine Zweifel, die schon lange nur noch wie ein längst verhalltes, aber noch nicht vergessenes Echo klingen, einfach ablegen wie einen alten, staubigen Mantel. Ich möchte aufstehen und mich erheben, mich im Licht und in der Dunkelheit erkennen und alles gehen lassen was ich nicht bin und niemals war. Ich möchte mich öffnen bis sich das All in mir öffnet und ich erkenne, dass es da draußen nie etwas anderes gab als mich selbst, als uns selbst, die wir alles sind.“

Die Zeilen stammen von unserem Freund und Wegbegleiter Ramon. Wer mehr lesen und sehen möchte findet weitere Inspirationen auf seiner Seite www.wegezumselbst.at.