Kurz vor Weihnachten, von 20.-23.12., haben wir uns aufgemacht zu einer mehrtägigen Wanderung durch den Nationalpark von Guadeloupe, der große Teile der Inselhälfte „Basse Terre“, einnimmt. Ursprünglich wollten wir hier dem „Trace des Alizés“ folgen, einem 5-6 tägigen Trail, der diese Inselhälfte von der südlichen Spitze bis in den Norden, also von Meer zu Meer, durchzieht. Doch es wurde uns schon am ersten Tag – den wir bereits etwas abgekürzt haben – klar, dass der dichte Dschungel von Guadeloupe ein spezielles Trekking-Terrain ist und wir mit den großen Rucksäcken diesen Trail bzw. die vorgesehenen Tagesetappen in der entsprechenden Zeitvorgabe nicht schaffen werden. Der Nationalpark ist ein dicht bewachsenes Vulkangebirge, an dessen „Dach“ der noch immer aktive „La Sufrière“, der höchste Berg der karibischen Inselgruppe „kleine Antillen“ mit 1.400m, thront. Es gibt nur wenige Tage an denen dieses Gebirge nicht wolkenverhangen ist und es mehrmals täglich regnet. Der fruchtbare Vulkanboden und die immerwährende Feuchtigkeit sind beste Voraussetzungen für diese außergewöhnliche Flora. Wir haben noch nie zuvor so üppiges und intensives Grün erlebt wie in dieser Welt, die den Pflanzen gehört. Die Tierwelt ist weniger artenreich hier oben, Vögel beleben den Wald (u.a. auch kleine Kolibris), aber größere oder giftige Tiere wie Schlangen gibt es hier nicht. Sobald wir von den touristischen Wegen rund um den Vulkan abkommen, sind wir mit zugewachsenen Pfaden, umgestürzten Bäumen, mal rutschigem, mal tiefem Matsch und Flussdurchquerungen konfrontiert. Und so werden aus dem geplanten „Trace des Alicés“ drei abwechslungsreiche Tage, in denen wir uns schnell wieder in den „Trail-Alltag“ wie wir ihn in Neuseeland hatten, einleben 😊!

Tag 1, von Moscau bis zur 1. Hütte (Refuge)

Es fühlt sich richtig gut, wieder voll ausgerüstet und gepackt auf eine Mehrtagestour zu gehen. Tief rein in die Natur und weit weg von Zivilisation – unser ganz persönliches Natur-Retreat in der besinnlichsten Zeit des Jahres!

Raph lässt uns am Ende der letzten Straße bereits viele Höhenmeter über dem Meer aussteigen und nach ein paar Schritten befinden wir uns bereits mitten im Grün des Regelwalds. Nebelschwaden der fast permanenten Wolkendecke umhüllen den Wald und wir setzen bedacht die ersten Schritte über Wurzelgeflecht und matschigen Waldboden. Wir sind erstaunt wie rasch sich alles wie gewohnt anfühlt und wir genießen es, die energieerfüllte Luft und die Atmosphäre des Dschungels zu atmen. Auf halbem Weg nehmen wir ein erfrischendes Bad in einem wunderbaren Naturpool unter einem kleinen Wasserfall, um anschließend den Aufstieg zur Hütte in Angriff zu nehmen. Wir haben die Hütte, so wie auch den Trail, ganz für uns alleine und wir richten uns ein für die Nacht. Wir genießen die exklusive Zweisamkeit hier oben, eine Zeit zum gemeinsamen Reflektieren und Austauschen – wie gut uns das immer wieder tut!

Tag 2, von der 1. Hütte (Refuge) bis Matouba

Nachdem klar ist, dass wir den „Trace des Alicès“ nicht in voller Länge gehen werden, schauen wir uns auf der Karte verschiedene Optionen für Alternativrouten an und kommen zu dem Schluss, dass wir auf alle Fälle den Kamm vom Vulkan „La Sufrière“ zur nächsten Erhebung – dem „Carmichael“ – wandern möchten. Danach gibt es eine Abstiegsmöglichkeit in das kleine Dörfchen „Matouba“, wo auch ein Shelter – eine überdachte Übernachtungsmöglichkeit – eingezeichnet ist. Und dann geht es los, in einen unglaublich schönen Wandertag! Da, wo für gewöhnlich die Wolken tief hängen und es regnet, wandern wir bei strahlendem Sonnenschein und klarer Sicht und am Schluss unserer Tagesetappe wartet noch ein Naturpool auf uns – was für ein Geschenk!

Tag 3, von Matouba bis …Matouba 😊

Ja, richtig gelesen! Sehr weit sind wir am 3. Tag nicht mehr gekommen – zumindest was den Wegfortschritt von A nach B betrifft… Unsere erste Nacht in der Hängematte (es ist eine Hängematte für 2 Personen, die wir uns von Mae ausborgen durften) war gewöhnungsbedürftig, aber doch halbwegs erholsam. Der Shelter von Matouba liegt am „roten Fluss“ und ist umgeben vom Grün des Regenwaldes und einfach nur hier draußen zu sein, tut gut!

Dieser Tag ist ein typischer Regenwaldtag: Es regnet in 15 Minuten-Abständen und spätestens nach der Durchquerung des Flusses sind wir durch und durch nass. Das ist aber gar nicht so unangenehm, weil es nach wie vor warm ist und man nicht wirklich auskühlt. Wie auch die letzten beiden Tage haben wir den Track für uns alleine. Je weiter wir gehen, desto mühsamer wird der Wegverlauf. Umgestürzte Bäume machen es schwer weiterzukommen, teilweise müssen wir die Rucksäcke abnehmen und irgendwie durchklettern. Nach einer gewissen Zeit kommen wir an eine Stelle, an der wir bereits waren – wir versuchen zwar weiter, den richtigen Weg zu finden, doch an einem Punkt ist es so dicht, dass wir beschließen umzukehren und noch eine Nacht im Hängematten-Shelter von Matouba zu verbringen – so machen wir es dann auch, nach diesem etwas abenteuerlichen Ausflug in den Dschungel an diesem Tag 😊!

Resümee nach 3 Tagen Trekking im Nationalpark Guadeloupe

Wenn wir jetzt an diese Trekkingtour zurückdenken kommen uns viele unglaublich schöne Bilder in Erinnerung! Der Regenwald hier ist von einer Intensität und Üppigkeit, die uns immer wieder staunend vor riesigen Blättern und zugewachsenen Baumstämmen stehenbleiben ließ. Gleichzeitig ist der Trail aber auch durchaus herausfordernd und streckenweise – speziell wenn man von den Hauptpfaden etwas abweicht – ein Kampf durchs Dickicht.

Das Zurückziehen in die Natur hat immer einen so positiven Effekt auf unser Wohlbefinden und inneren Frieden und so freuen wir uns schon, auf unserer nächsten Station auf der kleinen Inselgruppe „Les Saintes“,wieder viel draußen zu sein – hier wollen wir nämlich unser Zelt einweihen 😊!