Hallo ihr Lieben,

jetzt haben wir schon laenger nichts von uns hoeren lassen – es ist einiges passiert in der Zwischenzeit und wir waren fuer laengere Zeit komplett ohne Internet. Nun sind wir in Thames und duerfen den Computer der Bibliothek fuer kurze Zeit nutzen, Internetcafe gibt es leider keines. Am Wandern sind wir zurzeit nicht mehr, da Folgendes passiert ist…

Am Freitag vor 1 1/2 Woche – nach einem wunderschoenen Wandertag am Donnerstag entlang der nordoestlichen Kueste Coromandels – hat Samy wie gewohnt unser Fruehstueck gekocht und dabei ist der Topf mit dem heissen Teewasser umgekippt und ihm ueber die Oberseite beider Fuesse geflossen… Wir haben die Stellen sofort im Meerwasser und im kalten Fluss gekuehlt und hatten Glueck, dass wir auf einem vom DOC (Department of conservation – staatliche Organisation fuer Naturschutz und Wegeerhaltung) betreuten Campingplatz waren – die Leute dort waren sehr hilfsbereit und haben uns sofort ins 1 Stunde entfernte medical centre in Colville gefahren.
Samy hat auf beiden Fussoberseiten starke Verbruehungen (Grad 2b, dh. die komplette obere Hautschicht ist weg). Am linken Fuss ist die Wunde groesser als eine Handflaeche, am rechten Fuss etwas kleiner.

Von letztem Freitag (11.11.) bis Mittwoch waren wir in Colville im Mahamudra Centre (das ist ein buddhistisches Zentrum) und hatten eine self-contained-cabin, wo uns Samys Krankenschwester, Emma, taeglich besuchen gekommen ist, um die Verbaende zu wechseln. Letzte Woche Mittwoch sind wir mit der Rettung von Coleville nach Thames in Spital gebracht worden, Samy hat Fieber gekriegt und wir wollten die Wunden im Krankenhaus anschauen lassen – wir waren dann fuer 1 Nacht im Spital in der Notaufnahme. Dank Penecilin war Samy nach 2 Tagen wieder fieberfrei und die Wundheilung macht nun endlich Fortschritte – juhu! 🙂

Samy gehts den Umstaenden entsprechend gut, aber natuerlich ist das alles sehr schmerzhaft und er hat etwas mehr als die erste Woche seit dem Unfall durchgehend liegend verbracht, da so die Schmerzen am geringsten sind, wenn die Fuesse hochgelagert werden. Seit vorgestern macht er erste Schritte und dazwischen geben wir ein lustiges Bild ab wenn ich Samy mit hochgezogenen Beinen und darunter eingeklemmter Kruecke durch die Stadt schiebe (Foto folgt). 🙂

Wir wissen nicht wie lange die Heilungsdauer sein wird, aber wir werden wohl noch einige Tage in Thames bleiben. Wichtig ist jetzt erst einmal, dass sich frische Haut bildet und danach werden wir der neuen Haut auch noch gut Zeit geben, staerker und dicker zu werden.

Ja, und so lernen wir mit dieser Situation wieder einiges, wie z.B. die Vorstellungen und Plaene loszulassen und ohne sie auszukommen. Viele Gefuehle, Anschauungen und Erfahrungen stecken in dieser Situation, die wir eigentlich sofort als Teil dieser Reise annehmen wollten. Hilton, unser lieber Gastgeber in Ngunguru (wir hatten in seinem Garten unser Zelt aufgeschlagen) hat uns damals folgenden Satz mit auf den Weg gegeben: ‚Te Araroa is more than a trail. It’s a journey.‘ – Und so hat jetzt eben auch bei uns der Weg neue Formen angenommen. Wir sehen all die schoenen Dinge, die taeglich passieren – auch ohne gross Kilometer zurueckzulegen – , herzliche Begegnungen mit Menschen die es so gut mit uns meinen, eine leckere Speise aus dem Biocafe nebenan, all die neuen und positiven Erfahrungen, die wir in unserer Beziehung zueinander erleben und die schoene Zeit die wir vertieft in Buechern verbringen, deren Inhalte uns bewegen und ueber die wir uns austauschen und gemeinsam reflektieren koennen.

Dass das alles wieder wird und wir in absehbarer Zeit – vielleicht ab Jaenner – unsere Wanderung fortsetzen koennen, hilft natuerlich diese Verletzungspause anzunehmen. Auch die Nachrichten aus der Suedinsel relativieren alles wieder, viele Menschen haben aufgrund des Erdbebens ihre Existenz verloren, da haben wir eigentlich nur Luxusprobleme, nichts weiter. Die Bilder aus Kaikoura und Umgebung bewegen uns, wir haben eine sehr schoene Zeit dort verbringen duerfen vor knapp 6 Jahren.

…Wir haben auch neue Freunde gewonnen, ein aelteres Ehepaar aus Coleville, Jenn & Brian. Brian hat Leukaemie und ist im Medical Center neben Samy gelegen, um seine woechentliche Infusion zu erhalten. Die beiden haben uns letzte Woche zu sich zum Lunch eingeladen und heute waren wir gemeinsam Essen, da die beiden in Thames sind, um ihr Auto reparieren zu lassen. Wieder mal eine echt schoene Begegnung mit zwei so herzlichen Menschen!

Macht euch keine Sorgen um uns – das ist echt nicht noetig! Wir freuen uns ueber eure positiven Gedanken, wie wir sie auch an euch haben. Habt eine schoene vorweihnachtliche Zeit!

Alles alles Liebe!
Die Wheelchair-Rockers :-))

PS.: Liebe Birgit und lieber Peter, wir sind in Gedanken bei euch – Alles Gute fuer den Endspurt! 🙂