Hey,

wir sind bereits vorgestern (Mi, 08.03.) in das schoene Oertchen Te Anau gekommen, nach super-feinen 9 Tagen bei gutem Wetter und wunderschoenen Tracks durch den Sueden Neuseelands!

Nach den schoenen, aber auch intensiven Tagen in Wanaka, in denen wir alles fuer die Alternativ-Route ueber den Cascade Saddle und den Routeburn-Track vorbereitet haben (z.B. haben wir zusammen mit Jule und Hauke 2 grosse Essenspakete mit insgesamt 25KG nach Glenorchy geschickt), ging’s am Di, 28.02. los in den Mt. Aspiring Nationalpark.
Um 9 Uhr standen wir bereits an der Strasse, um eine Mitfahrgelegenheit zum 51Km entfernten Raspberry-Carpark zu bekommen, von dem aus man in den Aspiring-Nationalpark wandert. Das klappte auch echt gut und so starten wir bereits um kurz nach 10 Uhr unsere Wanderung. Nachdem der Tag noch so jung ist, entscheiden wir uns, die 3-4 stuendige Wanderung zum Rob-Roy-Glacier zu unternehmen, bevor wir die 9Km das Tal entlang zur Aspiring-Hut gehen, um von dort aus am naechsten Tag auf den Cascade-Saddle zu steigen.
Der Abstecher zum Fusse des Rob-Roy-Glacier ist eine echte Genusswanderung und die Blicke auf den Gletscher beim Wandern durch das bewaldete Seitental entlang dem reissenden Gletscherbach sind echt beeindruckend. Immer wieder hoeren wir ein „Donnergrollen“ von den abbrechenden Eisbrocken – faszinierend, das „Arbeiten“ der Natur so hautnah zu erleben!

 

  

Nach dem Wiederabstieg zurueck ins Tal, gehen wir entlang dem Fluss zur Aspiring-Hut. Es ist nach wie vor eine Freude fuer uns, durch weite Taeler zu streifen, die immer wieder anders wirken. Diesmal gehen wir nicht aus den Bergen raus, sondern auf sie zu und am Ende des Wegs zeigt sich Mount Aspiring – der 3.000m hohe Waechter ueber die 100 Gletscher, die es in diesem Nationalpark gibt.

Als wir beim Zeltplatz der Aspiring-Hut ankommen, sehen wir schon das Zelt von Jule und Hauke, die es auch per Autostopp gut in den Nationalpark geschafft haben. Bei Sonnenuntergang gleicht die gemaehte Wiese einer kleinen Zeltstadt, u.a. sind auch Francis (die Neuseelaenderin mit der gelben Ukulele) und 2 Freunde von ihr am Campingplatz – die einzigen anderen TA-Hiker hier, die wie wir die Ueberschreitung des Cascade-Saddle und Wanderung durch das Rees-Valley nach Glenorchy am Plan haben.

Noch vor Sonnenaufgang laeutet der Wecker und kurz nach halb 8 Uhr (Mi, 01.03.) starten wir den 3 Km und 1.400 Hm Aufstieg auf den 1.800m hohen Pylon-Summit. Es ist steil, sehr steil – den Aufstieg soll man nur bei trockenen Bedingungen machen, weil es sonst sehr rutschig sein kann und leider verungluecken hier auch jedes Jahr Wanderer, die das nicht beachten. Fuer uns ist der Aufstieg anstrengend aber soweit ungefaehrlich und die Ausblicke beim Aufstieg und von oben sind ein Traum :-)…

 

Auch der Weiterweg hinab zur Hochebene und entlang bis zum Cascade Saddle ist wunderschoen! Am Sattel angekommen sind die Blicke auf den Dart-Glacier, die umliegenden Berge und hinab ins Tal vielleicht die Spektakulaersten auf unserer bisherigen Wanderung durch Neuseeland. Wir geniessen unsere Mittagspause an diesem besonderen Platz.

 

Ein Kea leistet uns Gesellschaft und schnappt sich am Ende leider noch die Kamera-Huelle von Jule. Spaeter treffen wir noch jemanden, dem die Kameratasche samt Objektiv von einem Kea geklaut wurde!

Am Weiterweg steigen wir ab bis zum Ende der Gletscherzunge. Der Weg das Tal entlang bis zur Dart-Hut, gesaeumt von den mit Gletschereis ueberzogenen Bergen, ist ein Genuss…

 

  

Bei der schoenen und modernen Dart-Hut gibt es ein richtig schoenes Naturpool im Dart-River und wir erfrischen uns noch mit einem Bad im Gletscherwasser. In der Hut haben wir ein schoenes Kennenlernen mit Ronja und Jonathan, 2 Geooekologen, die genausoviel Freude haben hier zu wandern wie wir. Und bei ein paar Runden Doppelkopf lassen wir den Tag ausklingen bis es dunkel wird und wir in die gemuetlichen Schlafsaecke kriechen… „What a day!“ 🙂

Den Tag darauf (Do, 02.03.) gehen wir es gemuetlich an – es steht nur eine 5 stuendige Wanderung ueber den Rees-Saddle und das Rees-Valley zur naechsten Huette, der Rock-Shelter-Hut, am Programm. Es ist einfach herrlich hier zu wandern und von unserem Mittagspausen-Platzerl am Rees-Saddle geniessen wir die Ausblicke in die umliegenden Taeler. Dort treffen wir witzigerweise auf 2 weitere TA-Hiker, die bereits vor 2 Wochen in Bluff angekommen sind und wir tauschen ein paar Neuseeland-Erfahrungen aus.

Es ist erst 14 Uhr als wir zur Rock-Shelter-Hut kommen. Im Gletscherfluss nehmen wir ein kurzes, aber dafuer umso erfrischenderes Bad (Julia zieht die Gartenschlauchdusche bei der Huette mit 22 Grad vor :-)) und waehrend eine Doppelkopf-Runde nach der anderen gespielt wird, trudeln immer mehr Wanderer bei der Huette ein. Unter anderem auch Francis und ihre 2 Freunde, die uns von ihrer Zeltuebernachtung am Cascade Saddle berichten: Sie wurden in der Nacht von den Keas „attackiert“ und alle 3 Zelte wurden auf der Suche nach Fressbarem aufgerissen und die 3 haben so gut wie nicht geschlafen 🙁 – da haben’s wir in der Dart-Hut geruhsamer gehabt…

Die Nacht ist etwas unruhig, nachdem einige starke Windboen um die Huette pfeiffen und den prognostizierten Wetterumschwung mit Regen ankuendigen. Aber wir haben Glueck, in der Frueh (Fr, 03.03.) ist es in den Bergen hinter uns zwar recht wolkenverhangen, aber bei uns regnet es nicht. Wir machen uns bereits um halb 8 auf den Weg durch das Rees-Valley – um 14 Uhr holt uns ein Gelaendewagen vom 19Km entfernten Carpark am Ende des Tals ab, den wir uns von Wanaka aus organisiert haben. Wir gehen anfangs durch schoenen Wald und spaeter ueber weite Wiesen-Ebenen entlang dem Fluss. Beim Carpark haben wir noch eine Stunde Zeit fuer unser Lunch und um 14:30 Uhr kommen wir wie geplant mit Alan von Glenorchy-Journeys im kleinen Oertchen Glenorchy an. Hier haben wir bei Woolly’s Campground einen Zeltplatz fuer eine Nacht gebucht und die beiden Pakete mit dem Essen sind auch gut angekommen :-). Der Nachmittag mit Waeschewaschen, Duschen, Kaffeetrinken, Essensvorraete aufteilen, Akkus laden und Doppelkopf spielen ist fast ein wenig stressig und auch die Nacht, in der immer wieder Autos am Campingplatz vorbeifahren, ist etwas unruhig.

…Dennoch geht es wieder frueh raus am naechsten Tag (Sa, 04.03.). Nach Zeltabbau und Porridge-Kochen noch vor Sonnenaufgang, werden wir um halb 8 Uhr von Alan abgeholt, der uns zum 25km entfernten Ausgangspunkt des Routeburn-Tracks bringt, einer der 9 sogenannten Great Walks in Neuseeland. Es ist ein schoener Morgen und vollgepackt mit Essen fuer die naechsten 6-7 Tage starten wir um kurz nach 8 Uhr unseren bisher laengsten Wandertag.
Fuer Wanderer, die am Te Araroa unterwegs sind, ist es ein Traum auf einem Great Walk zu gehen: Die Wege sind breit und im optimalen Zustand und so kommen wir recht flott voran. Durch schoenen Wald entlang einem tuerkis-blauen Fluss wandern wir vorbei an der Flats-Hut und machen an der Falls-Hut unsere erste Pause.

Wir steigen nach der Falls-Hut auf zu einer Hochebene, an deren Ende wir entlang bis zum hoechsten Punkt des Routeburn wandern, dem Harris Saddle (1.300m). Herrlich sind die Blicke ueber die Hochebene mit dem See und dem Fluss und die umliegende Felslandschaft.

 

Auf der anderer Seite des Sattels steigen wir etwas ab und wandern anschliessend einige Kilometer die Bergflanke entlang, mit Blicken auf das Tal und gegenueberliegende Berge, die immer wieder mal von den Wolken eingehuellt werden und verschwinden. An einer Stelle koennen wir beim Blick zurueck das Tal entlang sogar bis zum Meer an der Westkueste sehen. Nach einem kurzen Abstieg sehen wir schon hinunter auf den Lake Mackenzie und die gleichnamige Hut. Beim Abstieg sehen wir einige Keas. Der Hunger treibt uns an, als wir jedoch in den letzten Waldabschnitt vor der Hut kommen, werden wir noch einmal „eingebremst“ und wir staunen ueber die schoene Landschaft der moosueberzogenen Baeume und Felsen.

Nach der einstuendigen Mittagspause mit Avocado-Kaese-Wraps, Biersticks und Nuessen bei der Mackenzie-Hut, fuehlen wir uns gut gestaerkt fuer den Weiterweg. Bei Nebel geht’s weiter durch Waelder und wir kommen an einen spektakulaeren Wasserfall, den 174m hohen Earland-Falls. Bei der Howden-Hut essen wir noch 2 Muesliriegel, bevor wir den Routeburn-Track verlassen und auf dem Greenstone-Track noch bis zur schoenen McKellar-Hut wandern. Als wir um 19 Uhr ankommen, zeigt das GPS-Geraet 37Km, 1550Hm und 8:33h Zeit in Bewegung an. Das Abendessen schmeckt richtig gut nach diesem langen Tag und wir haben eine seeehr erholsame Nacht in der gemuetlichen Hut :-)!

 

 

Den naechsten Tag (So, 05.03.) gehen wir gemuetlich an und es ist schon nach 9 Uhr als wir uns auf den Weg zur Greenstone-Hut machen. Wir geniessen es durch den schoenen Wald zu wandern, auch wenn die Beine noch muede sind vom Vortag. Gegen 14 Uhr erreichen wir die Greenstone-Hut – eine der schoensten Huts bisher. Den sonnigen Nachmittag verbringen wir mit Essen, Schlafen und Quatschen mit den anderen Hut-Besuchern auf der Terrasse, mit wunderschoenem Rundumblick…

Von der Greenstone-Hut starten wir am Mo, 06.03. den Mavora-Walkway und gehen ab diesem Zeitpunkt wieder auf dem „offiziellen“ Te Araroa Trail. Es geht wieder durch einen Wald, bevor wir in das offene Tussok-Tal kommen, das wir den Flusslauf entlang bis zum noerdlichen Mavora-Lake folgen. Am Ende des Tages kommen wir zur Careys-Hut, die direkt am See liegt. Das kurze Bad im See ist prickelnd kalt, aber danach fuehlt man sich umso besser :-)! Wir ergattern noch die letzten freien Betten der 6-bunks Hut und sind froh in der warmen Hut zu sein, denn draussen kuehlt es richtig ab ueber Nacht. Beim Abendessen lernen wir Bernhard (Kartograph aus Deutschland), Marie (Pysiotherapeutin aus Deutschland), Margarete (Nationalparkmitarbeiterin aus Frankreich) und Rebecca (professionelle Hornspielerin aus den USA) naeher kennen.

Es ist sehr kalt als wir am naechsten Tag weitergehen, wir starten eingepackt und mit Handschuhen (Di, 07.03.). Eine stille und friedliche Atmosphaere liegt ueber der schoenen Landschaft mit dem dunklen See. Wir wandern die 10Km das Seeufer entlang, mal ueber Wiese, mal durch den Wald, mal am Kiesstrand, aber immer schoen :-). Am Ende des Sees machen wir eine erste Pause.

 

Als uns zu kalt wird gehen wir weiter und kommen auf den Mararoa-River-Track, der uns zuerst den suedlichen Lake Mavora und dann den Mararoa-Fluss entlang fuehrt – stets auf Waldwegen, die wir immer gerne begehen. Wir haben im Wald eine schoene Begegnung mit einer Gruppe von 6-8 Fantails, die aufgeregt von Ast zu Ast fliegen und ihre Schwanzfaecher aufbreiten – echt lieb diese unscheuen Waldbewohner. Ueber einen kurzen Abstecher kommen wir zur Kiwi-Burn-Hut, die einsam auf einer grossen Wiesenflaeche, umgeben von bewaldeten Huegeln, liegt. Auf der Veranda geniessen wir beim Abendessen die letzten Sonnenstrahlen bevor es draussen zu ungemuetlich wird. Jule und Hauke heizen den Ofen an und bei Kerzenschein spielen wir noch eine Runde Doppelkopf.

  

Bei kalten 4 Grad machen wir uns gegen halb 9 Uhr (Mi, 08.03.) auf den Weiterweg. Es liegt Nebel ueber der Landschaft als wir uns nach 1,5Km die Sandalen fuer das River-Crossing des dampfenden Mararoa-River anziehen – der Fluss ist waermer als die Luft, aber nicht viel ;-).

Es dauert nicht lange und die Fuesse werden wieder warm, waehrend die Sonne die Nebelschwaden aufloest. Bei der ersten Pause ist der Himmel bereits wolkenlos und wir geniessen das Sitzen in der Sonne auf den glatten Steinen des Flussbetts.

Ein paar Kilometer schlagen wir uns dann noch durch das hohe Gras und die Dornenbuesche bevor wir zur parallel verlaufenden Schotterstrasse gehen. Nach wenigen Kilometern auf der Schotterstrasse bekommen Julia, Marie und ich gleich mal eine Mitfahrgelegenheit nach Te Anau; 1-2 Stunden spaeter sind auch Jule und Hauke im Sandfly-Cafe, in dem wir den Kaffee, Chai Latte, die Eggs Benedikt mit Lachs und den Carrot Cake ausgiebig geniessen :-).

 

Nachdem das Wetter immer gepasst hat und wir jeden Tag gut Kilometer zurueckgelegt haben, sind wir 2 Tage frueher als geplant in Te Anau. Wir buchen uns fuer die erste Nacht eine 4er-Cabin im Holiday-Park mit Jule und Hauke und verschieben die 2 gebuchten Naechte im Motel nach vorne. In der Bibliothek setzen wir uns an die Computer und „machen Naegel mit Koepfen“ fuer das Ende unseres Trails: Wir buchen 2 Naechte in Invercargill (groessere Stadt unmittelbar vor Bluff) von 20.-22.03. sowie den Flug von Invercargill nach Christchurch zu Paula und Erwin fuer den 22.03.. Das heisst, wenn alles nach Plan verlaeuft, werden wir am 21.03. nach Bluff wandern und das suedliche Ende des Te Araroa erreichen… :-)!

…Schoen langsam kreisen die Gedanken schon immer mehr um das Ende des Te Araroa. Wehmut und Freude sind zu gleichen Teilen praesent: Es ist einerseits gut, dass diese Wanderung ein Ende findet. Die Ausruestung zeigt schon Verschleisserscheinungen und auch, wenn wir so fit sind wie nie zuvor, fuehlen sich unsere Koerper muede an und freuen sich schon jetzt aufs Strandliegen auf den Philippinen ;-). Und wir freuen uns auch auf all unsere Lieben zuhause und den Komfort unseres Haeuschen mit Licht, Warmwasser und Klospuelung :-)! Andererseits neigt sich eine fuer uns ganz besondere Zeit dem Ende zu – ein so intensives Erleben der Natur, fernab von allem Alltaeglichen tut uns einfach unglaublich gut! All die Eindruecke, die wir hier Tag fuer Tag erfahren, werden uns bestimmt noch fuer laengere Zeit beschaeftigen, das spueren wir!
…Aber jetzt geniessen wir erstmal noch das nette Staedtchen Te Anau und freuen uns auf das heutige Barbeque bei strahlendem Sonnenschein im YHA-Hostel mit Jule und Hauke – unser letzter Rasttag, bevor es morgen Samstag (11.03.) wieder los geht, zur letzten Etappe auf dem Weg nach Bluff!

Alles Liebe fuer euch!
Die Schanos (gestern haben wir auf unseren halbjaehrigen Hochzeitstag angestossen :-))