Hallo ihr Lieben,

We made it! Am Montag (20.03.) haben wir Bluff erreicht, das suedliche Ende des Te Araroa, juhuuu!

Jetzt, da sich unsere Tage hier in Neuseeland dem Ende neigen, merken wir erst wie sehr dieses schoene Land mit seinen herzlichen Bewohnern in den letzten Monaten eine Heimat fuer uns geworden ist. Dazu tragen auch unsere Erfahrungen und Begegnungen in den vergangenen knapp 2 Wochen – seit unserem Aufbruch aus Te Anau – bei, die wir sehr genossen gehaben und in denen Te Araroa einen so schoenen Abschluss fuer uns gefunden hat. Hier die letzten Tagesberichte unserer 2000Km-langen Wanderung…

Nach einem „Fruehstueck fuer Champions“ mit Kaffee, Toast, Ei, Fruechtejoghurt, etc. war es schon 10 Uhr, als wir uns von unserem Zimmer im Alpenhorn Motel und Te Anau verabschiedet haben (Sa, 11.03.). Bei bedecktem Himmel gehen wir das Stueck zur Strasse und stellen uns zur Tankstelle, um eine Mitfahrgelegenheit fuer die 25Km zurueck zum Trail zu ergattern. Nach einer Viertelstunde sitzen wir auch schon im Campervan von Julian und seiner Frau aus Schottland. Es sind echt liebe Leute an die wir da geraten sind und sie fuehren uns sogar noch die ersten 4Km entlang der Schotterstrasse, wo wir auf Jule und Hauke treffen, die sich schon etwas frueher auf dem Weg gemacht haben. Zu viert starten wir also die letzten Tage des Trails. Wir kommen am Ende der Schotterstrasse zur Princhester-Hut und gehen anschliessend durch schoenen Wald einige hundert Hoehenmeter bergauf in den Takitimu Forest. Am Sattel machen wir Rast und essen unser Lunch mit leckeren Avocado-Kaese-Cracker.

Es geht wieder einige Hoehenmeter bergab, bevor wir auf eine freie Tussok-Flaeche kommen. Es ist eine schoene und friedliche Landschaft durch die wir hier streifen – Waelder und Tussok-Graslandschaften, die von Baechen und einzelnen Felsen durchzogen sind und etwas versetzt liegen die Berge in den Wolken. Der Weg fuehrt immer wieder in den Wald und dann wieder hinaus in das Tussok-Gras, das teilweise sehr hoch ist und uns ueberragt. Es ist nicht immer einfach im hohen Gras die naechste Markierung zu finden und wir orientieren uns meistens an Hauke, der mit seinen 2,08m als einziger nicht das Problem hat, vor lauter Tussok den Weg nicht mehr zu sehen ;-). Nach knapp 20Km und 900Hm an diesem Tag erreichen wir die Aparima-Hut mit ingesamt 7 Matratzen. Es gibt auch noch eine zweite Huette, die aber schon etwas in die Jahre gekommen ist. Als wir kurz nach Jule&Hauke ankommen, sind noch 2 Matratzen in der neueren Hut fuer uns frei – wir teilen sie mit Jule und Hauke, Gina (eine 30jaehrige Northbounderin aus Berlin) und dem 8jaehrigen Lewis der mit seiner Mum Jacky (Neuseelaender) auf der Huette ist und uns bei unserer Ankunft gleich mal mit einer heissen Bratwurst beschenkt. 🙂 Wir haben ein gemuetliches Abendessen und spielen noch eine Runde Doppelkopf, bevor wir es uns in den Schlafsaecken gemuetlich machen…

 

Der Wecker laeutet um 7 Uhr (So, 12.02.) – es nieselt. Wir machen uns Tee und Porridge waehrend das Nieseln in Regen uebergeht. Also erstmal Ofen-inheizen und warten bis der Regen aufhoert. Mit der Ofenwaerme wird es richtig schoen gemuetlich und draussen regnet es sich immer mehr ein und bald ist klar – heute ist ein Huettentag :-)! Am spaeten Vormittag kommen ein paar erfrorene und wassergetraenkte TA-Hiker in die Huette (aus den USA, Kanada und der Schweiz), die sich ueberschwaenglich fuer das Feuer bedanken und sich beim Mittagessen aufwaermen, ehe sie wieder losziehen, zur naechsten Hut. Wir kochen Tee am Ofen, spielen eine Runde Doppelkopf nach der anderen und singen zu den Liedern aus den 90ern, von denen Gina ganze Playlisten voll auf ihrem Handy hat. Von den Spice Girls und den Backstreet Boys bis zu Oasis und Nirvana – wir haben eine echt gute Zeit waehrend es draussen fleissig weiterregnet. In der Zwischenzeit kommen noch Chris (USA) und Jess (England) in die Huette und nachdem Lewis und Jacky zurueck zum Carpark und ihrem Auto gewandert sind, sind auch wieder 2 Matratzen frei und die beiden beschliessen zu bleiben. Sie haben vor kurzem in NZ geheiratet und werden nach dem TA erstmal Hawaii und Australien bereisen, bevor sie sich ein neues „Heimatland“ suchen. Etwas spaeter kommt noch Stephanie aus Frankreich dazu, sie ist Ingeneurin beim TUEV und hat ein Jahr unbezahlten Urlaub genommen. Sie ist bereits mit dem Motorrad durch Europa gefahren bevor sie fuer den Te Araroa nach Neuseeland gekommen ist. Wir sind also wiedermal eine bunte Mischung :-). Das Holz im Ofen knistert und der Regen faellt sanft auf Dach als wir nach diesem gemuetlichen Tag einschlafen…

…Jess ist die erste, die in der Frueh (Mo, 13.03.) vor die Tuer geht und verkuendet, dass es noch nieselt – also erstmal keinen Stress mit dem Aufstehen ;-). Jule heizt nochmal den Ofen an und wir kochen uns erstmal Fruehstueck. Das Timing ist perfekt – nachdem wir gut gefruehstueckt und alles in Ruhe zusammengepackt haben hoert auch der Nieselregen auf und um kurz vor 11 Uhr machen wir uns auf den Weiterweg. Die Luft ist nach dem Regen ganz frisch und wir freuen uns, wieder draussen zu sein. Nach einer Haengebruecke und einem kurzen Stueck ueber eine offene Ebene geht’s in den Wald. Tropfen haengen im Moos der Baeume und doch ist der Boden ueberraschend trocken und wir haben nur wenig matschige Stelle. Es geht viel bergauf und bergab im Wald, immer wieder steil hinab zu kleinen Bachlaeufen und auf der anderen Seite wieder hinauf. Nach 14Km kommen wir zur Lower-Wairaki-Hut, unserem Tagesziel. Ungeplanterweise sind Chris und Jess auch noch da, die beiden wollten eigentlich bis zur Telford-Campsite gehen, haben sich aber verlaufen und sind erst kurz vor uns angekommen, obwohl sie knapp 2h vor uns losgezogen sind. Wir haben eigentlich damit gerechnet, die 4-Bunk-Hut fuer uns (Jule, Hauke und uns beide) zu haben und so ueberlegen wir kurz, ob wir noch weitergehen sollen. Es ist uns aber doch schon zu spaet und so stellen wir uns auf eine kuschelige Nacht ein: zu zweit auf der knapp 80cm breiten Matratze im Stockbett. Allein das ins Bett kommen ist schon eine Herausforderung, nachdem es keine Leiter gibt ;-). Aber bevors ins Bett geht heizen wir noch den Kamin ein. Das stellt sich dann als nicht ganz so ideal heraus, nachdem wir das Fenster offen halten muessen, um nicht komplett eingeraeuchert zu werden (seit dieser Nacht haftet unseren Sachen ein leichter „smoked-flavour“ an ;-)).

…Es ist gar nicht so leicht, sich in einer 4-Mann-Huette, zu 6t Fruehstueck zu kochen, zu essen und all seine Sachen zu packen (Di, 14.03.). Wir sind dabei wiedermal die Langsamsten und verlassen als letztes Paerchen um kurz vor 9 Uhr die Hut. Es geht gleich mal 500Hm bergan im Wald. Wir beobachten, wie sich der Wald mit zunehmender Hoehe veraendert. Die Baeume werden niedriger und die Vegetation immer bemooster. Am Ende, kurz vor der Baumgrenze, sind die Beech-Trees mit weissen Flaechten ueberzogen, die wie Lametta von den Aesten haengen und eine mystische Atmosphaere verbreiten. Die leichten Nebelfetzen, die ueber die waldige Anhoehe ziehen, passen perfekt zu dieser Stimmung.

Nach einem letzten kurzen Anstieg kommen wir ueber die Baumgrenze. Die Wolkenfetzen um und unter uns geben immer wieder Blicke auf die umliegende Landschaft frei. Wir wandern auf geroelligem Untergrund den Kamm entlang bergab und treffen auf Jule und Hauke, die gerade ihre Mittagspause beenden. Zu viert geht’s weiter bergab, zur Telford Campsite, ab hier geht’s ein langes Flusstal entlang und wir kommen an unzaehligen Schafen vorbei.

 

Der Weg verlaesst das Tal und wir machen nochmal einige Hoehenmeter, als wir die Schotterstrasse entlangwandern. In der Ferne sehen wir zum ersten Mal auf dieser Wanderung das Meer an der Suedkueste :-). Wir machen Pause mit einem verspaeteten Mittagessen waehrend Jule und Hauke weiterziehen. Wir haben hier das erste Mal wieder Handyempfang und organisieren uns eine Uebernachtung in der Birchwood-Station, in der auch schon Jule und Hauke und auch Chris und Jess eingebucht sind. Hier ist alles „private land“ und man darf hier nicht campen und so bleiben uns gar nicht viel Alternativen. Nach vielen Kilometern auf Schotterstrasse und ueber Weideland holt uns Sarah wie vereinbart vom Ende des Tracks ab und bringt uns zur 5 Minuten entfernten Birchwood-Station: Wir befinden uns hier auf einer der groessten Schaf-Farmen, die es in Neuseeland gibt: 34.000 Schafe und 1.000 Kuehe – dabei haben sie nur 5 Angestellte, aber 13 Hirtenhunde. Die anderen Hiker (Jule, Hauke, Chris, Jess und Stephanie) haben es sich bereits in dem mit einem grossen Ofen beheizten Nebengebaeude der Farm gemuetlich gemacht. Es ist alles sehr basic und rustikal hier, aber es gibt eine warme Dusche, ein warmes Wohnzimmer mit einer Kuechenzeile und einen Schlafraum mit 5 Stockbetten. Sarah faehrt uns dann noch nach Ohai, damit wir unsere Vorraete auffuellen und fuers Abendessen einkaufen koennen. Ohai ist sehr klein, nicht mal ein Dorf und es gibt leider kein Gas hier, das wir dringend benoetigen. Sarah telefoniert ein wenig herum und bald ist klar, dass wir am naechsten Tag nach Tuatapere muessen, um eine neue Gaskartusche zu besorgen. Wir haben ein super Abendessen mit Tortilla-Wraps (das Faschierte bekommen wir von Sarah aus eigener Schlachtung) und warmen apple-crumble, den Sarah mit den Aepfeln aus dem Garten fuer uns gemacht hat. Die Nacht in den quietschenden Stockbetten mit mehr als durchgelegenen Federkernmatratzen ist etwas unruhig, aber ok.

Am naechsten Tag (Mi, 15.03.) liegt eine herbstliche Morgenstimmung ueber dem Farmland. Es ist kalt, der Atem dampft in der kuehlen Luft und die Sonne lichtet den Fruehnebel, der dicke Tautropfen in den Wiesen hinterlaesst. Die Sonnenstrahlen waermen uns als wir uns auf den Weg machen. Bald kommen wir zum Einstieg in den Woodlaw-Track, dessen Anfang entlang eines Eukalyptus-Waldes fuehrt. Ueber Weideland steigen wir einige hundert Hoehenmeter auf und bei der Rast am Huegel, mit herrlichem Blick auf die Berge aus denen wir kommen auf der einen Seite und dem Meer auf der anderen Seite, sind wir alle aus der „Birchwood-Gang“ wieder zusammen. Bei strahlendem Sonnenschein beobachten wir kleine Propellermaschinen, die ueber dem Farmland der Birchwood-Station Duenger ausbringen und dazwischen immer wieder auf den Huegelkuppen vor uns starten und landen…

Der Weiterweg fuehrt viel durch den Wald, was perfekt ist an diesem wolkenlosen Tag. Nach viel Wald und Schotterstrasse kommen wir an die Otautau-Tuatapere-Road – von hier aus muessen wir nach Tuatapere hitchen. Es ist sehr wenig Verkehr und so setzen wir uns an den Strassenrand und versuchen unser Glueck bei den vorbeikommenden Autos. Als ein Polizei-Auto in der entgegengesetzten Fahrtrichtung unerwartet wendet, befuerchten wir schon eine Ermahnung, aber siehe da: Wir werden mitgenommen und schaffen es so bis zur Kreuzung, an der es nur mehr eine Strasse nach Tuatapere gibt, echt sehr sehr nett! Es dauert dann auch nicht lange und wir sitzen im Jeep eines Spezialisten fuer Facebook-Business-Auftritte und kommen so um kurz vor 17 Uhr in der Last-Light-Lodge an, in der wir uns ein Backpacker-Zimmer nehmen. Es ist ein herrlich-sonniger Abend und wir lassen den Tag bei einem Abendessen mit Bier und Cider auf der Terrasse des Lokals ausklingen. Die Lodge hat auch einen grossen Gemuesegarten, dessen Ernte auf der Terasse verkauft wird, und so nehmen wir noch Cocktail-Tomaten und eine Gurke als Ergaenzung fuer unser Mittagessen fuer die naechsten Wandertage mit.

Am naechsten Tag (Do, 16.03.) stehen wir schon bald auf und bei Sonnenaufgang wandern wir bereits Richtung Ortszentrum von Tuatapere, um beim 4Square-Supermarkt Essen und Gas zu kaufen. Um halb 9 Uhr stehen wir wieder an der Strasse, um zurueck zum Trailstart der Longwood-Forest-Section zu hitchen. Es ist wiedermal sehr wenig Verkehr und jene Autos, die vorbeikommen, fahren nur bis zur Schule um die Kinder aussteigen zu lassen. Nach einer guten halben Stunde bleibt dann doch jemand stehen – es ist die Schulbusfahrerin, die uns schon von ihrem Schulbus aus gesehen hat und jetzt auf dem Heimweg ist. Sie nimmt uns wieder bis zur Kreuzung auf die Otautau-Tuatapere-Road mit. Und da bleibt auch gleich die naechste Mitfahrgelegenheit stehen, Phil aus Bluff. Phil ist so „motiviert“, dass er uns nicht nur zum Start des Tracks, sondern auch noch gleich ein Stueck die Schotterstrasse entlangfaehrt, bevor der Wald anfaengt. Um kurz vor 10 Uhr geht’s los mit dem 52Km langen Abschnitt durch den Longwood-Forest. Die Sonne scheint vom Himmel und wir freuen uns im Wald zu sein, der von den Sonnenstrahlen schoen durchleuchtet wird. Es geht viel bergauf, wir kommen ueber die Baumgrenze und machen auf dem ersten Summit – „bald hill“ – unsere Mittagspause – mhhhh, die Cocktail-Tomaten schmecken wie aus dem eigenen Garten :-)!

All die „gesammelten“ Hoehenmeter geht’s nun auf einer Schotterstrasse wieder bergab. An einer Felswand, von der kleine Baeche rinnen, fuellen wir nochmal unsere Wasserreserven auf – bereits den Plan im Kopf, nicht bis zur Martin-Hut zu gehen, sondern noch davor zu campen, wenn sich ein schoenes Plaetzchen finden laesst. Nachdem wir wieder viel bergab gegangen sind, geht’s wieder bergauf – trotz des Schattens im Wald rinnt uns der Schweiss von der Stirn. Wir kommen wieder ueber die Baumgrenze und die Ausblicke sind herrlich: Das Meer ist nun nicht nur in der Ferne zu erahnen, sondern liegt unweit unter uns und wir koennen die Halbinsel von Bluff sehen, dem Endpunkt des Te Araroa! Um kurz vor 6 Uhr kommen wir zum Longwood-Summit (760m) – dem letzten Gipfel des Te Araroa – und wir entdecken den perfekten Zeltplatz fuer die Nacht mit Blick auf die Berge, das Meer und Bluff :-). Was fuer ein schoener Abend – wir geniessen den Moment und diesen herrlichen Platz in vollen Zuegen, Te Araroa meint es nochmal richtig gut mit uns :-)!

So herrlich der Vortag geendet hat, so schoen ist auch der Sonnenaufgang von hier oben am naechsten Tag (Fr, 17.03.). Beim Porridge-Kochen noch vor Sonnenaufgang schauen wir hinab auf die Lichter von Riverton und die Nebelfelder ueber dem Land und dem Meer. Beim Fruehstuecken waermen uns bereits die ersten Sonnenstrahlen und wir beobachten wie sich die Nebelfelder unten auf Meeresniveau langsam aufloesen.
Der Weiterweg fuehrt bald wieder in den Wald und die knapp 1,5h bis zur Martin-Hut sind einer der matschigsten Abschnitte des Longwood-Forest. Bei der Hut angekommen blaettern wir im Huettenbuch – Jule und Hauke und auch Chris und Jess haben hier letzte Nacht uebernachtet und sind demnach nicht weit vor uns.

Es geht noch ein paar Hoehenmeter bergab bevor der Weg mit sanftem Gefaelle entlang eines „water-race“ aus frueheren Zeiten fuehrt: Hier haben vor ueber 100 Jahren Chinesen nach Gold gegraben und den Goldschlamm ueber eine Wasserrinne – „water race“ – mit mehr als 20Km Laenge ins Tal geschickt und ausgesiebt. Es ist angenehm, dass der Weg ab hier relativ leicht zu gehen ist und sehr eben dahinfuehrt. Trotzdem sind wir froh, als wir nach 30Km an diesem Tag zum Ende des Longwood-Forest kommen, wo gleich neben dem Carpark das Haus von Scott und Henna liegt. Die beiden haben ein kleines Nebenhaus im Garten, das sie als Cabin fuer nur 30 Dollar die Nacht vermieten und nachdem der Wetterbericht fuer den Abend und die Nacht Regen vorausgesagt hat, haben wir uns fuer die Cabin „angemeldet“ – was fuer ein „Gluecksgriff“! viele der Wanderer gehen an dieser Unterkunftsmoeglichkeit vorbei zur 5Km entfernten Colac-Bay, wo es einen Campingplatz und Backpackerzimmer gibt, aber wir sind froh, hier zu sein. Scott und Henna haben einen grossen Garten, in dem sie viel Gemuese anbauen und halten ausserdem Schafe, Huehner, Gaense, Bienen, … Scott sagt, sie koennen sich zu 75% selbstversorgen, wow! Das alte Haus, das es schon zu Goldgraeberzeiten gab, liegt sehr schoen auf der Anhoehe und man kann von den Bergen des Fjordland-Nationalparks bis nach Stewart Island sehen. Handyempfang gibt es nur an einer kleinen Stelle am Fenster in der Kueche und der naechste Nachbar ist erst ueber den naechsten Huegel. Nach unserer Ankunft dauert es nicht lange und der Regen setzt ein. Wir packen unsere Sachen aus und sind eigentlich schon recht muede und wollen bald ins Bett. Als ich noch schnell ins Haus von Scott & Henna gehe, um die 30 Dollar zu bezahlen, holt Scott gerade frisch-gebackene Cookies aus dem Ofen. Statt frueh ins Bett zu gehen haben wir mit den beiden noch einen feinen Abend bei einer Tasse Tee und die warmen Cookies mit Datteln und Schokostueckchen sind ein Traum! Wir geben den beiden 50 Dollar, dafuer gibt’s am naechsten Tag noch ein grosses Fruehstueck, auf das wir uns schon beim Schlafengehen freuen… Der Regen prasselt heftig aufs Dach und wir sind sehr happy mit unserer Cabin :-)!

Wir schlafen gut aus und um halb 9 setzen wir uns an den gut gedeckten Fruehstueckstisch (Sa, 18.03.). Die Sonne scheint und es ist schoen, den Tag so gemuetlich und etwas spaeter als ueblich zu starten. Scott und Henna sind sehr entspannte Leute und sie geniessen es heute ebenfalls, laenger zu schlafen, nachdem die Kinder bei den Grosseltern sind. Wir plaudern ueber Gott und die Welt und zum Abschied fuellt Henna noch unser leeres Honigglas mit ihrem eigenem Honig auf. Es faellt uns fast ein wenig schwer, wieder aufzubrechen und diesen schoenen Platz zu verlassen. Doch der Strand und das Meer rufen uns schon und wir freuen uns sehr, als wir nach den 5Km die Colac-Bay erreichen :-)!

Lange ist’s her, als wir das letzte Mal am Strand gewandert sind. Wir erinnern uns zurueck an den 90-Mile-Beach und den Farewell-Spit und freuen uns, dass uns der Weg noch einmal ueber Straende fuehrt. Der Weg nach Riverton ist ein Genuss…

In Riverton folgen wir dem Tipp von Scott und Henna und schauen beim sogenannten „environmental centre“ vorbei. Hier gibt es biologische Produkte aus der Region und wir kaufen Avocado, Karotten, Pflaumen und Aepfel. Wir kommen mit dem Betreiber des Ladens ein wenig ins Gespraech und so koennen wir im Hinterzimmer noch unsere Wasserflaschen auffuellen und zum Abschied schenkt er uns noch 2 Aepfel und 5 Bananen – die Herzlichkeit der Menschen hier im Southland ist besonders! Nach all den Etappen durch die Berge kommen wir nun wieder vermehrt mit den „Locals“ in Kontakt und die Begegnungen hier erinnern uns an unsere Zeit im Northland, in der es „Trail-Angels“ wie Hilton und Melva oder Huge und Ross so gut mit uns gemeint haben.
Wir haben heute das Mittagessen ausgelassen, mit dem Plan, hier in Riverton was Leckeres zu essen. Und so goennen wir uns 2 grosse Pizzen, die uns mehr als satt machen und auch gleich das Abendessen ersetzen – die Kellnerin freut sich richtig als sie sieht, dass wir alles verputzt haben :-). Nach der ausgiebigen Mahlzeit tut’s gut, noch ein paar Kilometer den Strand entlangzuwandern bis wir zu unserem Zeltplatz fuer diese Nacht kommen – so wie die erste Zeltnacht am TA verbringen wir nun auch die letzte am Strand. Wir geniessen den Sonnenuntergang und beobachten die Voegel beim Baden und Trinken im kleinen Bach, der hier ins Meer muendet…

Ein letztes Mal Porridge-Kochen waehrend die Sonne aufgeht… Wehmut liegt in der Luft als wir beim Fruehstueck wieder die Voegel beobachten und anschliessend das Zelt packen (So, 19.03.). Wir machen uns auf den Weg, der weiter den Oreti-Beach entlangfuehrt. Wir sehen die Fussstapfen von Jule und Hauke, die nur ein paar Kilometer von uns entfernt gecampt hatten aber leider am Vortag nicht mehr fuer uns erreichbar waren, und in der Ferne geht noch ein anderer Wanderer vor uns, von dem wir erst spaeter erfahren, dass es Stephanie war. Nach 19Km verlassen wir den Strand und machen Mittagspause hinter den Duenen. Wir lesen das SMS von Jule und Hauke: Sie sind nach Invercargill gestoppt und wollen heute noch nach Bluff stoppen. Fuer uns ist klar, dass wir die letzten TA-Kilometer, abgesehen vom 15km-Highway-Abschnitt am naechsten Tag, noch vollstaendig gehen wollen, wodurch wir erst am Folgetag nach Bluff kommen werden. Und so machen wir uns auf den Weg, die 10Km bis nach Invercargill. Die ersten Kilometer sind noch ganz schoen zu gehen, doch dann gehen wir doch viel auf Asphalt die Strasse entlang. Zur Aufmunterung gibt’s ein Eis zur „Happy Hour“ am Wegesrand. 🙂 Wir kommen nach 30Km an diesem Tag etwas erschoepft, aber gut gelaunt, im Ibis-Hotel in Invercargill an, in dem wir 3 Naechte gebucht haben.

 

Ja, und am naechsten Tag (Mo, 20.03.) ist es dann soweit, unser letzter Tag am Te Araroa… Wir starten mit einem gemuetlichen Fruehstueck im Hotel und packen noch ein paar schwere Sachen wie das Zelt aus, nachdem wir am Abend ja wieder zurueck sein werden (und schliesslich muss ja auch Platz fuer die geplante Sektflasche gemacht werden ;-)).. Eine dicke Wolkendecke haengt ueber Invercargill und in der Ferne sehen wir Bluff immer wieder mal in Regenwolken gehuellt. Wir gehen auf einem schoenen Cycle-Trail, der durch ein Wattgebiet und Vogelreservat fuehrt. Wir sehen schwarze Schwaene und viele andere Voegel und wir geniessen das Gehen auf diesem leichtem Weg. Nach 12Km stoesst der Cycle-Trail auf den Highway nach Bluff. und nachdem wir nach wie vor keine Lust darauf haben, am Highway zu wandern, stoppen wir die 14Km nach Bluff, ein au-pair-Maedchen aus London nimmt uns mit. In Bluff besorgen wir uns noch eine Flasche Henkell-Sekt und nachdem die klassische Te Araroa Route um den Bluff-Hill herum zur Haelfte gesperrt ist (es weiden Bullen am Farmland), machen wir uns auf den Weg, um den Bluff-Hill zu besteigen. Eine steile Strasse fuehrt den 270m hohen Berg hinauf, der aus einer Kette erloschener Vulkane besteht. Starker Wind blaesst und schiebt uns von hinten die Strasse bergauf, der Regen hat aufgehoert :-). Oben angekommen suchen wir uns einen schoenen Weg durch den Wald hinab zur Kueste. An einer Aussichtsbank kurz vor der Kueste machen wir eine Rast und essen unsere letzten Vorraete. Der Wind bewegt das Meer und die weisse Gischt durchzieht das dunkle Blau. An der Kueste schlagen die Wellen spektakulaer auf die Felsen und wir schlagen den Weg nach links, die letzten 3Km entlang der Kueste Richtung Stirling-Point – unserem Ziel – ein.

…Ja, und da sind wir schliesslich, beim Stirling-Point mit seinen gelben Schildern in alle Himmelsrichtungen, von denen wir schon so viele Fotos gesehen haben! Es ist ein emotionaler Moment und Julia kullern Freudentraenen ueber die Wangen. Ich lasse den Sektkorken knallen und die anwesenden Touristen fragen uns, ob wir uns gerade verlobt haben – so witzig :-). Wir geniessen den Moment, setzen uns auf die Bank und schluerfen unseren Sekt. Touristen kommen und gehen und machen ihre Fotos und auf einmal kommt Stephanie die Strasse herunter – wir freuen uns und feiern das Ankommen. Dann kommt noch Antoine aus Frankreich mit seinem Fahrrad dazu, er ist von Cape Reinga nach Bluff geradelt und auch er wird nochmal gefeiert und bekommt einen Schluck vom Sekt.

Nachdem wir die Flasche geleert haben fragen wir 2 junge Deutsche ob sie uns nach Invercargill mitnehmen koennen. Zu dritt mit Stephanie liegen wir auf dem Bett des umgebauten Campervan und fahren – nicht ganz STVO-konform – zurueck nach Invercargill. Wir verabschieden uns von Stephanie und gehen noch etwas essen. Relativ geschlaucht vom Tag und vom Alkohol, von dem wir nicht mehr wirklich viel vertragen, fallen wir ins Bett…

 

Den naechsten Tag (Di, 21.03.) verbringen wir zu einem grossen Teil im Bett: Wir haben beide Bauchschmerzen und fuehlen uns nicht besonders, wir haben den Milch-Shake vom Zookeeper-Cafe im Verdacht, in das wir nach unserer Rueckkehr nach Invercargill gegangen sind – egal, wir haben sowieso nicht viel vor. Am Nachmittag gehen wir zur i-site und holen uns die „Made it“-Medaille, die an Te Araroa Hiker verschenkt wird – echt ein schoenes Geschenk :-)!

Der naechste Tag (Mi, 22.03.) ist ein sehr schoener fuer uns: Lindsay und Alison, das Ehepaar, das bereits Mitte 60 ist und den Te Araroa gelaufen ist und die wir auf der Nordinsel kennengelernt haben, holen uns um 10 Uhr vom Hotel ab und wir fahren die 45Km zu ihrer Farm – sie haben uns damals, als wir gemeinsam ueber die Mangawhai-Heads gewandert sind eingeladen, sie nach dem Te Araroa zu besuchen und „here we are“ :-). Ausserdem ist noch Ervin aus Frankreich bei Ihnen, ein TA-Hiker der fuer ein paar Wochen bei ihnen auf der Farm arbeitet. Wir verbringen einen feinen Tag, tauschen viele viele Erlebnisse vom Trail-Leben aus und Lindsay zeigt uns die Farm. Am Ende kommen wir drauf, dass wir – als wir vor 6 Jahren mit dem Campervan herumgefahren sind – ganz knapp bei ihrer Farm vorbeigekommen sind. Am Abend bringen sie uns zurueck nach Invercargill zum Flughafen. Wir hoffen sehr, die beiden wiederzusehen, so herzliche Menschen!

Ja, und seit vorgestern (Mi, 22.03.) sind wir wieder in Christchurch. Paula war so lieb und hat uns am Abend vom Flughafen abgeholt – fliegen war in diesem Fall nicht viel teurer als der Bus, aber viel schneller (1:15h statt 10h). Es war ein bisschen wie nachhause kommen und wir wurden mit einem leckeren Abendessen in 3 Gaengen 🙂 mit vielen Zutaten aus dem Garten (u.a. Pfirsich-Fleck mmmmmmhhhmmm :-)) verwoehnt! Gestern und heute (Do, 23.03./Fr, 24.3.) haben wir uns dann mit diesem Blogeintrag beschaeftigt und blaettern viel im Philippinen-Reisefuehrer: Wir wissen immer noch nicht genau wo es hingehen wird, es gibt einfach zu viele Moeglichkeiten, echt schwer – aber dieses Luxusproblem nehmen wir gerne in Kauf :-).

Wenn wir an die vergangenen Monate am Te Araroa denken, so sind wir unglaublich dankbar fuer die Intensitaet so vieler bewegender Momente! Es war eine unglaublich schoene Zeit fuer uns, die uns fuer immer begleiten wird. Wir haben es stets, und speziell nach meinem Unfall im Coromandel, als grosses Geschenk empfunden, dem nachgehen zu koennen, das uns so viel Freude bereitet: draussen in der Natur zu sein, entschleunigt und reduziert zu leben, dem Aufmerksamkeit zu schenken, das uns unmittelbar umgibt… atmen, staunen, geniessen…
Klar waren da auch viele anstrengende und herausfordernde Momente dabei, in denen wir so manches Mal auch ausserhalb unserer Komfortzone waren. Doch genau diese Erfahrungen gehoeren fuer uns zu diesem spannenden Abenteuer dazu und  es gibt uns auch das gute Gefuehl, dass vieles moeglich ist, wenn man sich darauf einlaesst und es einfach tut!
Abgesehen von Natur und Abenteuer sind wir von den vielen schoenen Begegnungen mit Menschen aus aller Welt beruehrt. Wir haben viele Freunde gewonnen von deren Herzlichkeit und Lebenseinstellung wir viel fuer uns mitnehmen…

Fuer die nun anstehenden 2,5 Wochen auf den Philippinen haben wir uns vorgenommen uns nicht viel vorzunehmen. Jetzt ist es mal Zeit fuer echte Flitterwochen :-)!

Als Abschluss moechten wir noch ein Gedicht von Julia Engelmann mit euch teilen, das uns vor ueber einem Jahr stark motiviert hat, das Abenteuer Te Araroa anzugehen…

„Und eines Tages, Baby,
da werden wir alt sein,
Ohh, Baby werden wir alt sein,
Und an all die Geschichten denken, die für immer unsre sind.“

Alles Liebe aus Christchurch – wir freuen uns schon sehr auf das Wiedersehen mit euch allen :-)!!!