Vor knapp 3 Wochen sind wir aus der Zeitlosigkeit in der „Anderswelt“ PachaMama ausgestiegen und in den für 2 ½ Wochen gemieteten Toyota Corolla eingestiegen. Wir möchten dieses Land – in dem wir bereits seit Ende Jänner sind und von dem wir noch so wenig kennen – erkunden und im Zuge dessen unserem Visum an der Grenze zu Nicaragua die notwendige Auffrischung geben.

Nach vielen Umarmungen und Verabschiedungen – einige der liebgewonnene Menschen hier werden nicht mehr im PachaMama sein, wenn wir in gut 2 Wochen wieder kommen – steigen wir ins Auto und fahren auf holprigen Schotterpisten zum Küstenort Samara.

Samara – Reisestart im entspannten Hippie-Dorf an der Pazifiküste

Im „El Cactus“ Hostel fühlen wir uns wohl: wenig Gäste, einen schönen Yogaplatz von dem aus wir das Rauschen der brechenden Wellen hören können und liebe Gastgeber aus der Schweiz. Samara liegt in einer weiten Bucht und die Wellen laden mehr zum Surfen als zum ruhigen Schwimmen ein – wir haben trotzdem unsere Freude beim „Plantschen“ im warmen Pazifik und die Sonnenuntergänge sind einfach immer ein Traum an diesen Stränden der Nicoya-Halbinsel!

Es ist der Höhepunkt der Trockenzeit und untertags hat es bis zu 38°C im Schatten. Und so freuen wir uns, dass wir nach 2 schönen Tagen in Samara in höhere Lagen zu den Nebelwäldern von Monteverde fahren.

Monteverde – In den dicht-grünen Nebelwäldern

Monteverde ist ein Nationalparkgebiet, das man an unterschiedlichen Stellen und auf gut-präparierten Wanderwege erkunden kann. Das Angebot an Baumkronen-Klettergärten mit abenteuerlichen Zip-Lines bis zu Bungee-Jumps ist groß, spricht uns aber weniger an. Wir freuen uns, dass wir auf einem Blog einen Tipp für eine Wanderung abseits der offiziellen Nationalparks dort gefunden haben und genießen es sehr, ganz alleine bei 24°C die Natur hier zu erkunden – wir haben einen richtig schönen Wandertag! Abends fahren wir noch zum ortsbekannten Würgefeige-Baum, den man „von innen“ erklettern kann, da die Äste/Wurzeln des Parasiten-Gewächses so gewachsen sind, dass sich ein schöner Tunnel zum hochklettern gebildet hat – sehr beeindruckend und witzig, was die Natur hier so hervorgebracht hat!

An unserem 2. Tag besuchen wir einen der offiziellen Parks – den „Monteverde Cloud Rainforest“. Wir erleben einen besonderen Wald hier, dessen Energie wir in vollen Zügen genießen, während wir auf den schön angelegten Wegen wandern. Kurz bevor wir uns wieder dem Ausgang des Parks nähern, dürfen wir uns über eine besondere Begegnung freuen – ein Queztal-Pärchen richtet sich nur wenige Meter von uns entfernt ein Nest in einem abgestorbenen Baum ein. Was für ein prachtvoller Vogel, dessen Anmut, Schönheit und Größe königlich auf uns wirkt (wir haben schon viele Fotos gesehen und ihn uns immer kleiner vorgestellt). Wir haben nach wie vor nur die Handykamera dabei, daher ein Foto aus dem Netz vom Queztal, damit man in auch in voller Pracht sieht :-)!

Ja, und das Thema „Kamera“ wird an diesem Punkt der Reise wieder aktuell. Julia’s Eltern waren so lieb und haben – nachdem uns die neue Kamera in Martinique eingegangen ist – die Kompaktkamera, die wir in Neuseeland dabeihatten, nach Costa Rica geschickt. Das bereits zum 2. Mal, da der erste Versuch an den Akkus im Paket gescheitert ist, die man nicht mitschicken darf. In Monteverde haben wir auf alle Fälle einen neuen Hinweis bei unserer „Schnitzeljagd“ nach der Kamera bekommen, nämlich dass wir in spätestens einer Woche am Postamt im Nosara die Pakete (insgesamt 2) abholen müssen. Das erfahren wir, als wir uns gerade ausgemalt haben, dass wir bis ganz in den Süden fahren und den notwendigen Grenzübertritt in Panama erledigen und am Weg einige Nationalparks besuchen. Die Überschrift zum Thema Kamera heißt einmal mehr Loslassen und sich in die Gegebenheiten hinein-entspannen. Warum einmal mehr? Die neue Kamera, die uns in Martinique eingegangen ist, ist uns samt Objektiven und Zubehör aus dem Spind in PachaMama gestohlen worden. Erstmalig sind einige Spinde der Work-Exchanger – darunter auch unserer – aufgebrochen worden. Glück hatten wir, weil a) „nur“ Bargeld und Wertsachen genommen wurden und Reisepässe und alle Kredit- und Bankomatkarten zurückgelassen wurden und b) unserer Laptop in dieser Nacht bei uns in der Casita war. Ja, da durften wir viel „loslassen“ (im wahrsten Sinne des Wortes) und gleichzeitig haben wir uns viel aus dem bewussten Erleben dieses Prozesses mitgenommen.

Trotz der kurzfristigen Reiseroute-Änderung durch die Info vom Postamt zu unseren Paketen hat es uns für die nächsten Tage in den 6 Stunden entfernten Küstenort Uvita verschlagen.

Uvita – Ausspannen & Freude am 1. Regen 😊

Uvita begrüßt uns schon auf den letzten Metern der Anreise mit dem ersten Regen seit fast 3 Monaten – wow, wie wunderschön sich Regen anhören kann. Eingebucht haben wir uns im entspannten „Cascade Verde Hostel“ – wir fühlen uns dort auf Anhieb so wohl, dass wir unsere 4 gebuchten Nächte auf 6 verlängern. 😊 Hier – in diesem luftig-offenen Bambus-Bau – sind wir mittendrin im Wildlife von Costa Rica. Vor uns tanzen die Affen durch die Baumkronen, Tukane rufen sich von einem Baum zum anderen zu, ein Kaiman liegt in der Sonne neben dem großen Teich vor dem Hostel und das alles können wir von der schönen Yoga-Plattform aus, gleich neben unserem Zimmer, beobachten.

In Gehnähe kommen wir an einen Wasserfall mit schönen Naturpools, in denen wir uns erfrischen und deren Energie, mit all der Ursprünglichkeit der Natur, sehr nährend wirkt. Ein Wildlife-Sanctuary, das verwaiste und verletzte Tiere aufnimmt (mit dem Ziel diese – nachdem sie aufgepäppelt wurden – wieder in die Wildnis entlassen zu können) liegt nicht weit entfernt und so verbringen wir hier ein paar interessante Stunden mit anschließendem Mittagessen in einem Hotel mit Traum-Aussicht inklusive.

Für einen Pizza-Abend treffen wir Esther und Vincent aus Belgien wieder, die uns zufällig schreiben. Wir haben die beiden vor 2 ½ Monaten am Campingplatz auf der karibischen Insel Martinique kennengelernt. Witziges Timing, dass die beiden – nachdem sie mit dem Segelboot übers karibische Meer nach Panama und über den Landweg nach Costa Rica gekommen sind – uns genau am Tag vor unserer Ankunft in Uvita schreiben, dass sie gerade in Uvita sind, und wo wir wohl gerade sind in Costa Rica? 😊 Das belgische Pärchen ist auf einer Weltumrundung ohne Flugzeug unterwegs, etwas das wir immer wieder sehr inspirierend finden! Segelkenntnisse sind klar von Vorteil und auch Geduld, wochenlang in einem Hafen nach dem nächsten Segelschiff zum Mitfahren Ausschau zu halten – die beiden werden bestimmt länger als das von ihnen geplante eine Jahr für ihr Vorhaben benötigen (das eine Jahr ist mittlerweile schon fast um 😉). Eine witzige Begegnung und ein schöner Austausch zu den letzten Monaten unserer Reisen war das!

Nosara – kurzer Zwischenstopp im PachaMama

Nach diesen wunderbaren Tagen in Uvita mit seiner Küste, die die Form einer Walflosse hat (sucht mal nach „Punta Uvita“ im Internet – das sieht von oben fast schon unwirklich aus!) und wo Buckelwale in der kühleren Jahreszeit ihre Jungen zur Welt bringen, fahren wir bald in der Früh los, um 7 Stunden später am Postamt in Nosara zu stehen, um folgende Infos zu bekommen: 1 Paket wurde bereits von jemanden aus PachaMama abgeholt und das andere liegt in einem Paketdepot, welches sich auf halber Fahrstrecke nach Uvita- aus dem wir gerade angereist sind – befindet. Ist da Leben nicht ein einziges Überraschungs-Paket!? Es ist bereits Abend, wir bleiben für die Nacht in Nosara und wünschen uns, dass das Paket mit der Kamera in PachaMama und nicht im 4 Stunden entfernt-liegenden Postdepot liegt…

Ja, und so fahren wir am nächsten Tag die halbe Stunde ins PachaMama und sind gespannt, ob die Schnitzeljagd hier ein Ende finden darf. Als wir ins Dorf kommen laufen uns gleich viele offene Arme entgegen und wir erleben eine so freudige Wiederbegegnung mit diesen wunderbaren Menschen hier! Und das Paket mit der Kamera ist auch da! Wir wollen eigentlich gar nicht mehr wegfahren, aber es wartet noch die Auffrischung des Visums auf uns. Und so geht der Roadtrip weiter – auf nach Nicaragua!

Einige Stunden später haben wir – nach einem nicht ganz durchsichtigen Prozess, in dem wir etwas Schmiergeld bezahlt haben, um nicht wirklich nach Nicaragua einreisen zu müssen – die notwendigen Stempel in unseren Pässen und machen uns auf zum nicht allzu weit entfernt liegenden Nationalpark „Rincon de la Vieja“.

Nationalpark „Rincon de la Vieja“ – Wandern im Vulkangebiet des Nordens

Wir verbringen 2 Nächte im nahegelegenden Dorf des Nationalparks „Rincon de la Vieja“ und genießen das Wandern in diesem vogelreichen Wald (300 Vogelarten leben hier). Vor allem die mächtigen Würgefeigen fallen uns hier sofort auf: Sie nehmen über viele Jahre ihren „Wirt-Baum“ ein, bis dieser stirbt und die Würgefeige selbst ein großer Baum geworden ist. Bei unserer mehrstündigen Wanderung hier kommen wir an einen echten Kraftplatz mit einem mächtigen Wasserfall und einem traumhaften Naturpool – vielleicht unsere liebste Art zu baden, die Naturpools :-)! Der Nationalpark selbst ist bekannt für seine geothermalen Aktivitäten: Man kann an manchen Stellen in heißen Quellen und Schlammbecken baden, doch dafür ist es uns einfach zu heiß. Bei 38°C machen wir uns nach den 2 Nächten in der Gegend auf den Weiterweg, kühlen uns noch in einem wunderschönen Canyon des „Rio Blanco“ ab, wo sich die costa-ricanische Jugend von den Canyon-Klippen aus 5-10m in die Tiefe stürzt, und kommen am Abend in den Küstenort Tamarindo.

Tamarindo – Die letzten Tage im Surfer- und Party-Hotspot an der Pazifikküste

Tamarindo’s Energie entspricht uns nicht wirklich – hier ist einfach alles irgendwie zu cool und teuer für uns mit den vielen Surfbrett-Verleihern, Souvenir-Shops & Bars. Doch auch hier finden wir schöne Plätze und haben angenehme Begegnungen. Der Strand und das Meer sind – wie immer – traumhaft und so lässt sich auch Tamarindo gut erleben, wenn wir in der Früh direkt vom Bett in den Ozean steigen :-)! Wir machen uns hier noch 2 gemütliche Abende, genießen das Essen-gehen in einem leckeren indischen Restaurant hier und genießen an beiden Abenden gute Live-Musik.

Resümee Rundreise Costa Rica

Die Natur ist verzaubernd schön in Costa Rica – dem Land, das übersetzt „reiche Küste“ heißt – und wir können die außergewöhnliche Vielfalt an Lebewesen überall sehen, hören und fühlen! Plätze wie PachaMama oder das Cascade Verde Hostel in Uvita zählen zu unseren Lieblingsorten hier für die Begegnung mit der Natur, die uns umgibt. Hier leben wir mittendrin im „Wildlife“ und begegnen Affen, Gürteltieren & Co. praktisch direkt „vor der Haustür“! 😊 Möchte man hier jedoch Wanderungen unternehmen, kommt man um den Besuch eines Nationalparks selten herum. Diese verlangen aber oft hohes Eintrittsgeld und die Wege teilt man sich in den meisten Fällen mit vielen weiteren Touristen bzw. Bus-Gruppen… Erkundungen auf eigene Faust bzw. abseits der Nationalparks sind hier kaum möglich – es gibt wenige „kostenlose“ ausgeschilderte Wege, zumindest in den Gegenden, wo wir unterwegs waren. (Da sind wir von Ländern wie Österreich oder Neuseeland sehr verwöhnt, was die Möglichkeiten für individuelle Touren anbelangt.)

Alles in allem stellen wir fest, dass Costa Rica als Backpacker-Reiseland nicht ganz unseres ist. Neben all den schönen Ansätzen – das erste Land der Welt ohne Militär, ein Land das es sich zur Aufgabe gemacht hat, seine Biodiversität zu schützen (4-5% aller Arten weltweit leben auf diesem kleinen Fleck) – wirkt auch hier der Kapitalismus in seiner vollen Entfaltung, ist die Dichte an Tourismus-Angeboten sehr hoch und machen es einem die hohen Preise schwer, sich wirklich wohlzufühlen. Das allgegenwärtige „Pura Vida!“ der lebensfrohen Costa-Ricaner – das sehr inspirierend auf uns wirkt – wird auch oft von dem amerikanisch-kanadisch-europäisch geprägten „Let’s make business out of it“ verwässert und überlagert. …wie so oft fühlen wir uns in der Natur am wohlsten und so freuen wir nun wieder in Pacha Mama zu sein, in unserem Freilufthäuschen mitten im Wald.

Pura Vida! schicken wir aus dem mittlerweile schwül-heißen Trockenwald „unserer“ Casita (uns wurde die selbe Casita zugeteilt, die wir vor 2 ½ geräumt hatten 😊). Wir freuen uns auf den 2. Teil unserer Pacha Mama-Zeit mit einigen weiteren interessanten Events & Workshops!

Julia & Samuel