Hallo ihr Lieben!

Nachdem wir die letzten 8 Tage im Nelson Lake Nationalpark unterwegs waren und dabei den bisher hoechsten Punkt des Te Araroa ueberschritten haben – den Waiau Pass – sind wir seit gestern Nachmittag in Christchurch bei Paula & Erwin zu Besuch fuer ein paar Rasttage.

Wir freuen uns sehr, dass Paula&Erwin uns so spontan bei sich aufgenommen haben, die naechste 6-8 Tage-Etappe ueber den Harper’s Pass in den Arthurs Pass Nationalpark ist zurzeit naemlich nur sehr schwer zu ueberwinden, nachdem durch den vielen Regen in der letzten Woche grosse Teile des Weges weggespuelt wurden und man sich den Weg durch die gefluteten Waelder mit vielen Flussueberquerungen oftmals selber bahnen muss. Ja, und dann kommt noch hinzu, dass seit 3 Tagen mein rechter Aussenfuss sehr schmerzt (wahrscheinlich aufgrund einer Fehlbelastung aufgrund der Schmerzen im linken Knie, die aber zum Glueck besser werden) und ich nun schauen muss, dass sich das wieder beruhigt, bevor es weitergehen kann. Ja, das ist mir fast ein wenig peinlich, dass ich laufend mit diversen Wehwehchen kaempfe waehrend meine liebe Frau wie ein junger Hupfer eine Etappe nach der anderen abspult und dabei keinerlei „Verschleisserscheinungen“ aufweist ;-). Wir hoffen, dass es bald weitergehen kann… jetzt aber mal zu unseren letzten 8 Tagen in der Wildnis 🙂

Am Freitag (20.01.) sind wir gut ausgerastet und vom vielen guten Essen gestaerkt aus St. Arnaud gemeinsam mit Jule&Hauke aufgebrochen. Nach den intensiven Regentagen scheint die Sonne vom Himmel und die Bergspitzen strahlen mit frischem Schnee wie mit Staubzucker angezuckert, die Luft ist so schoen frisch und wir freuen uns auf den Weg ueber den Mt. Robert Kamm zur Angelus-Hut. Der Tag faengt auch richtig gut an, weil wir kurz nach Aufbruch gleich eine Mitfahrgelegenheit zum Ausgangspunkt der Wanderung bekommen und wir uns somit 1-2 Stunden auf der Schotterstrasse sparen. Wir wandern genau auf demselben Weg, den wir bereits vor 6 Jahren gegangen sind, als wir eine Tageswanderung ueber den Mt. Robert unternommen haben, echt witzig! 🙂 Nach dem Aufstieg ueber steile Serpentinen mit schoenen Blicken auf den Lake Rotoiti kommen wir auf eine Hochebene, auf der wir diesmal den Weg nach rechts zur Angelus-Hut einschlagen und ab dort neue Wege begehen.


Wir steigen noch weiter auf und die Blicke ueber die Berglandschaft werden immer spektakulaerer, mit zerkluefteten Gipfeln so weit das Auge reicht – wir geniessen es sehr und es ist schoen, die Freude des Moments zu 4t zu teilen. So wandern wir den Kamm entlang mit immer neuen Ausblicken. In der Ferne sehen wir Regenwolken naeherkommen und bei einer unserer Muesliriegel-Pausen beginnt es auf einmal zu schneien – viiiiel besser als Regen, wir freuen uns :-)!

Wir kommen nach 4h und 12Km zum Abstieg zur Angelus-Hut, die sehr schoen auf 1.700m in einem Kessel am gleichnamigen See liegt. Das Timing ist perfekt: als wir zur Huette kommen setzt staerkerer Schneeregen ein und wir machen es uns in der leider ziemlich kalten Hut so gemuetlich wie moeglich (der Hubschrauber fuer die Brennholzversorgung konnte nicht fliegen und so ist es in der 30-Betten grossen Huette nicht viel waermer als draussen). Wir sind sehr happy, dass wir die Schlafsack-Inlets haben, denn in der Nacht friert es und im Schlafsack ist es dennoch sehr gemuetlich.

 

Noch vor Sonnenaufgang (Sa, 21.01.) kriechen wir aus den warmen Schlafsaecken und kochen unser Fruehstueck. In der Huette ist es weiterhin so eisig, dass nicht nur vom heissen Tee Dampfwoelkchen aufsteigen, sondern auch unser Atem gut sichtbar wird – so wird also heute rasch gefruehstueckt, damit wir moeglichst schnell wieder raus koennen, um uns warm zu laufen. Die Sonne scheint golden auf den felsigen Kessel, der den See und die Huette umgibt und um kurz nach 7 Uhr machen wir uns bereits auf den Weg. Es ist eine besondere Atmosphaere, so frueh mitten in den Bergen die Wanderung zu starten – die tiefe Stille hier oben wird nur von den vielen kleinen Wasserfaellen gebrochen…

 

Der Weg fuehrt weiter den Kamm entlang, so schoen!

 

Wir kommen zum Abstieg vom Mount Cedric, von dem aus wir auf den grossen Rotoroa-See blicken, bevor es steil bergab durch den rutschigen Wald geht. Der 1.400Hm Abstieg zur Sabine-Hut hat es echt in sich und wir sind froh, als wir nach ein paar Rutschpassagen dreckig aber heil unten ankommen. Unnoetigerweise lasse ich bei einer kurzen Rast beim Abstieg die Kamera liegen und muss nochmal ziemlich weit zurueck um die Kamera zu holen – aber wenigsten ist sie nicht verloren gegangen :-)!

 

Nachdem wir so bald aufgebrochen sind, ist es erst 13 Uhr als wir zur 5-stuendigen Wanderung von der Sabine-Hut zur West-Sabine-Hut aufbrechen, auf der wir wieder auf den Te Araroa stossen werden, nachdem wir durch diesen wunderschoenen Weg ueber die Angelus-Hut eine Nicht-TA-Route gewaehlt hatten. Wir stellen uns auf eine leichte Wanderung zur West-Sabine-Hut ein und werden nach den ersten 1,5 Stunden ueberrascht, als der Weg immer mehr ueberspuelt ist und wir uns im Regen, der mittlerweile eingesetzt hat, ziemlich durchkaempfen und unseren Weg durch den Wald entlang des tosenden Sabine-River bahnen muessen. Jule&Hauke sind etwas spaeter von der Sabine-Hut aufgebrochen und holen uns bei unserem Pausenplatzerl ein. Gemeinsam kaempfen wir uns ueber geflutete und teilweise auch nicht mehr vorhandene Wege. Es fallen Saetze wie „Der Bach ist der Track!“ oder „Der Weg ist weg!“ (an einigen Stellen gibt es nur mehr Abbruchkanten zum einige Meter darunter fliessenden Sabine-River aufgrund von washouts). Nach 25Km und ueber 8h reiner Gehzeit (Zeit in Bewegung lt. GPS), was die bisher laengste Bewegungszeit eines Wandertages fuer uns ist, kommen wir komplett durchnaesst in die West-Sabine-Hut.

 

Juhuu, es ist bereits eingeheizt und wir spannen unsere Waescheleinen auf – die Huette gleicht mit den vielen nassen Kleidungsstuecken die herumhaengen und dampfen einem tuerkischen Basar mit der Luftfeuchtigkeit eines Roemerbades – alles egal, es ist super gemuetlich, im Warmen zu sein :-). Wir sind ca. 10 Leute in der 20-Betten Hut und es herrscht eine angenehme Atmosphaere. Erschoepft fallen wir nach unserem Backcountrymeal und etwas Schokolade in die Schlafsaecke und freuen uns, dass der morgige Tag ein Huettentag werden wird, nachdem es lt. Wetterbericht den ganzen naechsten Tag weiterregenen soll.

Ja, und so ist der Sonntag (22.01.) unser erster Huetten-Rasttag. Wir schlafen, essen, spielen Karten, machen Dehnuebungen, stopfen diverse Loecher in unserem Gewand und haben’s sehr gemuetlich waehrend unsere Sachen langsam trocken werden. Das Feuer im Ofen am Laufen zu halten ist hier eine logistische Herausforderung: Es muss nasses Holz aus dem Wald gesammelt werden (nachdem der Holzshelter leider leer war…), in Ofen-passende-Stuecke zerkleinert werden und dann zuerst mal strategisch gut auf und um den Ofen herum positioniert werden, damit es soweit trocknen kann. Mit diesen halbfeuchten Holzstuecken einzuheizen ist gar nicht so einfach, also schauen wir besonders darauf, dass das Feuer nicht ausgeht – jeder der heute hier Rastenden (wir, Jule&Hauke und 2 weitere Hiker auf einer Mehrtagestour) hilft bei diesem „Ofen-am-Laufen halten-Prozess“ mit und wir kriegen es gut hin :-)!

Am naechsten Tag (Mo, 23.01.) nieselt es noch ein wenig in der Frueh, aber als wir uns auf den Weg zur Blue-Lake-Hut machen, hat es praktisch aufgehoert zu regnen und wir geniessen es, durch den vom Moos ueberzogene Wald zu wandern. Ueberall kann man die Baeche und Wasserfaelle im Wald hoeren, die in den stark angeschwollenen und tosenden Sabine-River fliessen, dessen Verlauf wir nach wie vor nach oben folgen. Wir kommen auf freie Geroellflaechen, die Wolken lichten sich langsam und die Ausblicke auf die Wasserfaelle, die von den Bergen herunterstuerzen, faszinieren uns – eine sehr schoene 8Km kurze Wanderung ist das zur Blue-Lake-Hut, die unser Ziel fuer diesen Tag ist!

  

 

  

Von der Blue-Lake-Hut aus wollen wir am naechsten Tag – fuer den schoenes Wetter vorausgesagt ist – den 1.900m hohen Waiau-Pass ueberschreiten.
Die Hut ist bereits gut gefuellt mit TA-Hikern, die hier bereits die letzten 2 Tage den Regen ausgesessen haben und auch beim morgigen schoenen Wetter den Waiau-Pass (ein Highlight des TA) in Angriff nehmen wollen.
Wir lassen uns von Jule&Hauke die Spielregel fuer „Doppelkopf“ (deutsches Kartenspiel) erklaeren und verbringen einen gemuetlichen Nachmittag in der Huette am Blue Lake. Der Blue Lake hat das reinste je gemessene Suesswasser der Erde. Die Sichtweite in diesem tuerkis-blauen See betraegt 70m!


Am Abend als wir alle schon in den Schlafsaecken liegen kommt noch ein „North-Bounder“ (ein TA-Hiker der von Sued nach Nord geht) in die Hut und berichtet, dass der Waiau-Pass sehr gefaehrlich zu gehen ist und er froh ist, heil heruntergekommen zu sein. „One wrong step and you are dead.“ – Diese Nachricht vor dem Schlafen haetten wir nicht gebraucht und so schlafen wir alle mit mulmigem Gefuehl ein…

Um kurz vor 8 Uhr (Di, 24.01.) brechen wir am naechsten Tag bei bestem Wetter auf. Hinter dem Bluelake steigen wir einen Hang hinauf, geniessen letzte Ausblicke auf den schoenen Blue-Lake und kommen zum hoeher gelegenen Lake Constanze. Welch eine unberuehrte und friedliche Berg- und Seenlandschaft hier oben, die nur ueber eine Mehrtageswanderung erreichbar, fernab jeglicher Zivilisation liegt! Entlang des Lake Constanze steigen wir einen steilen Geroellhang auf und kommen zu einer schoenen Aussichtserhebung, auf der wir die erste Pause machen und diese wunderschoene Szenerie geniessen: ueberall Wasserfaelle, Schnee auf den Bergen, Blicke von den Gipfeln ueber den See und weiter in das hinter uns liegende Tal zurueck. Die Sonne scheint vom Himmel und wiedermal geniessen wir es, diesen Moment mit Jule&Hauke und auch Axel, der zu uns stoesst und den ich bereits beim Autostoppen nach Blenheim getroffen habe, zu teilen.

 

Es geht wieder steil bergab zum See und entlang des Ufers. Der Wasserstand ist recht hoch und der Weg am Ufer entlang ist teilweise eine kleine Kletterei. Wir lassen den See hinter uns, gehen noch ein Stueck das Tal entlang, bevor es ueber 2 lange und extrem steile Geroellhaenge – steiler kann man einen Weg kaum anlegen! – auf den hoechsten Punkt des Waiau-Passes, auf 1.900Hm geht.  So schoen ist es hier oben! Die Gefaehrlichkeit des Weges, wie vom North-Bounder beschrieben, koennen wir nicht nachvollziehen – der Traunstein ist nach wie vor unser Mass der Dinge was Ausgesetztheit betrifft :-).

   

Der Abstieg ist ebenfalls steil und im oberen Bereich eine leichte Kletterei. Wir kommen ins Tal zum Fluss, dem wir entlang bis zur Baumgrenze folgen. Kurz darauf erreichen wir einen schoenen Zeltplatz in einem kleinen Waeldchen direkt am Fluss und beschliessen, hier die Zelte aufzuschlagen, obwohl es noch recht frueh ist. Es sieht nach Regen aus und wir haben von dem North-Bounder gehoert, dass die weiter unten gelegenen Zeltmoeglichkeiten grossteils von den ueberquellenden Fluessen ueberspuelt sind. Wir sind insgesamt 5 Zelte und zu 9t, die den Abend und die Nacht hier im Talschluss „Waiau Forks“ verbringen (Axel, Jule&Hauke, Kate&Sam, Chris&Eva) und wir sitzen spaetnachmittags/abends alle gemuetlich um die Feuerstelle, waehrend der Regen noch auf sich warten laesst..

  

In der Nacht weht heftiger Wind, aber es faellt so gut wie kein Regen. Um 6Uhr (Mi, 25.01.) packen wir bei leichtem Nieselregel unsere Sachen zusammen und machen uns nach einem kurzen Muesliriegel-Fruehstueck um 7Uhr bereits auf den Weg. Es geht gleich mal durch den Fluss auf die andere Seite und entlang ueber schroffes Geroell. (An die vom Fluss & Regen & Matsch vollgesogene Goretex-Schuhe koennen wir uns ab diesem Zeitpunkt schon mal gewoehnen ;-)) Es dauert nicht lange und es beginnt stark zu regnen. Wir schlagen uns durch das Gebuesch und den Wald und sind bald komplett durchnaesst. Wir stapfen immer wieder durch kniehohe Baeche im Wald und kommen nach knapp 2 Stunden zu dem kleinen, trostlosen 2-Betten-Caroline-Creek-Bivvy. Jule&Hauke die schon eine Stunde vor uns aufgebrochen sind haben uns eine Nachricht hinterlassen, dass sie versuchen werden, sich bis zur Anne-Hut durchzuschlagen, die von hier noch 28Km und 9h entfernt liegt. Es ist halb 10 Uhr und auch wir haben vor, an diesem Tag noch bis zur Anne-Hut zu kommen – das wird ein langer Tag… Nach einer kurzen Essenspause mit Nuessen und Trockenfruchtbaellchen wird uns schnell kalt und so gehen wir auch gleich wieder raus in den Regen und die geflutete Landschaft. Es dauert nicht lange und der Weiterweg durch den Wald wird unpassierbar, da der Weg weggespuelt wurde. Es bleibt uns nichts anderes uebrig, als den Fluss zu queren, um auf einer Schotter-/Sandbank weiterzugehen, von der aus wir anschliessend erneut ueber den Fluss muessen, um wieder in den Wald zu koennen. Ich gehe voran, der Strom ist schnell und das Wasser reicht mir bis knapp unter die Huefte. Ich unterschaetze die Kraft des Wassers und nach 2/3 des Weges durch den Fluss verliere ich den Halt, liege schon halb im Fluss und werde fast mitgerissen. Ich kann mich fangen und kaempfe mich ans Ufer. Julia startet konzentrierter als ich in den Fluss, kommt aber gegen Ende bei der tiefen Stelle, bei der ich den Halt verloren habe, nicht mehr weiter und kaempft auch dagegen an, nicht mitgerissen zu werden. Ohne Rucksacke komme ich ihr entgegen und gemeinsam schaffen wir es ans Ufer. Komplett durchnaesst bis auf die Unterhose und mit dem Schrecken unserer ersten echten Flussdurchquerung in den Beinen machen wir uns rasch auf den Weiterweg, um nicht noch mehr auszukuehlen (obwohl sich die Aussentemperatur zum Glueck waermer anfuehlt als das eisige Flusswasser) . Kurz nach dieser Stelle schliesst Axel (ein angehender Sportlehrer :-)) mit uns auf, der nach uns aufgebrochen ist und auch schon bald an uns vorbei zieht. Nach etwa einer Stunde lockern die Wolken auf, es hoert allmaehlich auf zu regnen und es kommen die ersten Sonnenstrahlen hervor – Wie wohltuend die warmen Sonnenstrahlen sind nach den letzten muehsamen Stunden im Regen! An einer lichten Stelle im Wald stellen wir uns in die Sonne und essen einen Muesliriegel und fuehlen uns gleich ein wenig besser.

— Zu diesem abenteuerlichen Abschnitt gibt es leider keine Fotos, da die Kamera diese nassen Stunden gemuetlich im dry-bag verbracht hat 🙂 —

Wir gehen weiter, das Tal weitet sich und wir kommen aus den Wald heraus: Zuerst durchwandern wir eine savannenaehnliche Landschaft mit trockenen Tussockgraesern und zart-knorrigen kleinen Baeumen und anschliessen gelangen wir zu einer unglaublich schoenen Blumenlandschaft, die sich durch das ganze weitere Valley zieht – Margaritenfelder, Koenigskerzen und viele andere bunte Blueten, die im Tal um die Wette strahlen.  Die Sonne scheint vom Himmel und trocknet uns langsam auf – am Ende des Tages sind wir durch Sonne & Wind sogar wieder bis auf die Unterhose trocken :-)) …Wer haette gedacht, dass wir an diesem Tag noch Sonnencreme brauchen!? Wow! Dieses Tal ist unglaublich schoen und wir geniessen den einfachen Weg durch diese Landschaft.

 

Die Schluesselstelle des Tages steht uns aber noch bevor, das River-Crossing des Ada-River, das auch in den Trail-Notes (Wegbeschreibung des Trails) erwaehnt wird. Der Wasserstand ist hoch und der Strom des Ada-River ist schnell. Wir schauen uns nach einer geeigneten Stelle fuer das Crossing um und ich starte den Versuch auf die andere Seite. Mit viel Kraft und Glueck schaffe ich es, mir den Weg schraeg flussabwaerts ans Ufer zu bahnen, danach bin ich wieder bis zur Huefte durchnaesst und rufe Julia zu, dass sie hier nicht ueberqueren kann, da ich es nur mit Glueck geschafft habe. Gemeinsam, jeder auf der jeweils anderen Seite, gehen wir flussaufwaerts auf der Suche nach einer geeigneteren Stelle fuer die Ueberquerung und sehen zahlreiche Fussspuren im Sand von unseren Hiker-Kollegen, die hier ebenfalls eine geeignete Crossing-Stelle gesucht haben. Auf einmal kommt mir Axel entgegen – er ist ueber eine halbe Stunde flussaufwaerts gewandert bis er eine geeignete Stelle gefunden hat :-(! Also gehen wir weiter, ich mache immer wieder mal Versuche auf der einen oder anderen Stelle den Fluss zu queren, aber das Wasser ist jedesmal zu tief und kraftvoll. Aber kurz darauf mache ich eine Stelle aus, auf der der Fluss etwas breiter wird und davor ein kleiner Nebenfluss abzweigt – das koennte klappen! Sicher schaffe ich es auf die andere Seite zu Julia und gemeinsam queren wir den Fluss – oh Mann, wir sind so happy, dass wir gemeinsam auf der anderen Seite sind! Schon etwas geschafft, aber freudig machen wir uns auf zu den letzten 8Km zur Anna-Hut. Der Weg fuehrt auf dem gut in-Stand-gehaltenen St. James Walkway und die allerletzte Flussueberquerung hat eine Haengebruecke – wie sehr wir diese Haengebruecken auf einmal zu schaetzen wissen ;-)! Von Weitem sehen wir die „long-drop-toilets“ der Anne-Hut und noch nie hat der Anblick von Plumpsklos so viel Freude bereitet :-)! Nach 36Km, 8:15h reiner Gehzeit und den abenteuerlichen River-Crossings kommen wir super-happy in der neuen Anne-Hut an, der fuer uns mit Abstand schoensten Huette des TA, und fallen uns mit Jule&Hauke und Axel freudig in die Arme, die es sich bereits am warmen Ofen gemuetlich gemacht haben.

Nach einer erholsamen Nacht machen wir uns in der Frueh keinen Stress und sind die letzten, die die gemuetliche Anne-Hut verlassen (Do, 26.01.). Es steht uns ein verhaeltnismaessig kurzer Wandertag bevor, mit 18Km bis zur Boyle-Flat-Hut, u.a. ueber die kleinere Erhebung des Anne Saddle. Wolken haengen in den Bergen und ueber dem Tal und so wandern wir mal im Nieselregel, mal im Regen und auch mal in der Sonne durch abwechselnd Wald und (Tussok)-Grasland. Der Boden ist nach dem vielen Regen noch ganz schoen durchnaesst und so gleicht der Weg immer wieder kleinen Sumpfabschnitten. Fuer uns erstaunlich ist dabei auch zu sehen, wie hoch der Wasserstand der Fluesse noch ein paar Tage zuvor gewesen sein duerfte, nachdem auf vielen Wiesen Schwemmholz verstreut liegt. Wir sind nach wie vor auf dem St. James Walkway und so kommen wir schliesslich wieder ueber eine Haengebruecke zur Boyle-Flat-Hut. Wir sehen Rauch aus dem Rauchfang aufsteigen und freuen uns, dass Rafael aus Frankreich, den wir schon in Picton im Post-Office kennengelernt hatten, schon eingeheizt hat :-)! Wir haengen die nassen Sachen auf und machen es uns zu 6t mit Jule&Hauke und Rafa&Malo in der 14-Betten-Hut gemuetlich. Rafa erzaehlt von seinen Reisen und Bergtouren und wir holen uns gleich mal Inspirationen fuer eventuell naechste Abenteuer – die Umrundung des Montblanc hoert sich sehr vielversprechend an :-)! Wir lachen viel beim Doppelkopf-Spielen mit Jule&Hauke waehrend es sich draussen so richtig einregnet…

…es regnet die ganze Nacht durch und als es um 7Uhr in der Frueh immer noch regnet (Fr, 27.01.) drehen wir uns nochmal um in den gemuetlichen Schlafsaecken. Nach ausgiebigem Schlaf, gutem Fruehstueck und ein paar Runden Doppelkopf, waehrend vor den grossen Fenstern der Hut die Wildgaense im Regen den Boden nach Wuermern durchwuehlen, ist es schon kurz nach 11Uhr als wir aufbrechen, zu den letzten 14Km in das Boyle-Village und dem Ende unserer 8-taegigen Waiau-Pass-Section (inkl. Rasttag in der West-Sabine-Hut). Am Weg nach Boyle lockert es auf und wir erreichen auf leichten Wegen und bei Sonnenschein das Boyle-Outdoor-Education-Centre.

Hierher haben wir uns ein „Food-Parcel“ geschickt, das wir in Empfang nehmen. Axel hat uns hier auch eine Nachricht hinterlassen, dass der weitere Weg ueber den Harper’s Pass fast ungehbar ist und er, wie auch andere TA-Hiker, nach Christchurch gestoppt ist, um diesen 6-8 Tage-Abschnitt auszulassen und in Arthurs Pass wieder am TA einzusteigen. Fuer uns ist klar, dass wir an der Stelle auf alle Faelle eine Pause machen – die Fluesse muessen an Niveau verlieren und mein Fuss braucht unbedingt eine Pause, bevor wir weitermachen koennen… Aber erstmal „feiern“ wir den vergangenen Waiau-Pass-Abschnitt mit Jule&Hauke mit 4 Fertig-Pizzen und Cola, die wir hier vorab bestellt haben! Als Nachspeise pluendern wir unser Food-Parcel und mit dem Wissen, morgen nach Christchurch weiterzufahren, koennen wir bei den Naschereien aus dem Vollen schoepfen mit Kitkat-Schokolade, Gingernuts und Crackern! Wir spielen Doppelkopf und verbringen eine erholsame Nacht im Matratzenlager, auch mit einigen anderen TA-Hikern.

Ja, und gestern (Sa, 27.01.) telefonieren wir nochmal mit Paula&Erwin und vereinbaren, nachmittags zu ihnen zu kommen. Nach gemuetlichem Zusammenpacken und Verstauen aller neuen Essensvorraete in unsere Rucksaecke stellen wir uns um 9:30Uhr auf den Statehighway 7 Richtung Christchurch, „bewaffnet“ mit einem grossen Karton. Trotz zaehem Verkehr (es ist Samstag) werden wir nach gut einer Stunde schliesslich von einem sehr netten Chilenen bis nach Christchurch mitgenommen.

 

Erwin holt uns schliesslich vom Pak’n’Save-Parkplatz ab und wir freuen uns ueber das Wiedersehen! Wir verbringen einen sehr gemuetlichen Nachmittag und Abend mit den beiden mit so leckerem Essen (endlich wieder frisches Gemuese und leckeren Kuchen :-)), waschen unsere Waesche und fuehlen uns sehr wohl – so schoen hier zu sein!

Heute (So, 28.01.) haben wir uns nicht aus dem Haus bewegt und waren richtig schoen faul und haben in aller Ruhe diesen Blogeintrag verfassen koennen.

Aus heutiger Sicht werden wir gegen Mitte der Woche – je nach Wetterlage, Niveau der Fluesse und Fuss-Schmerzen – mit dem Shuttle wieder nach Boyle fahren und den Weiterweg starten. Wir sind schon gespannt wie es weitergeht…

Alles alles Liebe aus dem sommerlichen Christchurch!

Eure River-Crosser 🙂

PS: Ihr habt ja einen richtig schoenen Winter daheim – geniesst ihr es oder freut ihr euch schon auf den Fruehling? Hier in Neuseeland in kurzer Hose sitzend wecken die Bilder mit verschneiter Winterlandschaft aus Oesterreich auf alle Faelle Heimatgefuehle :-)!